In Jerusalem haben am Samstag die Osterfeiern begonnen. Zur Feier der Ostervigil kamen am frühen Samstagmorgen zahlreiche katholische Christen aus aller Welt in die Grabeskirche.
Vor der Kapelle, die nach frühester christlicher Überlieferung als Ort der Auferstehung Jesu gilt, feierte der Leiter des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, die Auferstehungsfeier.
Osternachtsfeier am Samstagmorgen
In der Grabeskirche wird die katholische Osternacht schon am frühen Samstagmorgen gefeiert. Dies geht zurück auf den sogenannten "Status Quo", ein Regelwerk aus dem 19. Jahrhundert, in dem der Gebetsplan der an der Kirche beteiligten sechs Konfessionen festgeschrieben ist.
Es dürfte sich deshalb jedes Jahr um die erste Ostermesse auf dem Erdkreis handeln.
Die Nacht sei gleichermaßen der Moment der Offenbarung Gottes wie auch die Zeit der Angst, des Zweifels, der Einsamkeit und der Gefahr, predigte Erzbischof Pizzaballa.
"Ich denke an jene, die wegen der Dunkelheit ihrer Nacht das Licht nicht sehen können: die Nacht unserer Familien, getrennt durch Abwanderung in der Not für Arbeit, gespalten durch kalte und zynische politische Kalkulationen. Ich denke an die Nacht so vieler junger Menschen, die darum kämpfen sich selbst Perspektiven für die Zukunft zu geben, ich denke an die Nacht unserer religiösen Spaltungen, die unsere Beziehungen erblinden lassen, an die neuen Formen der Sklaverei in der Arbeit von Migranten und Flüchtlingen, in vielen Formen der Abhängigkeit", so der Italiener.
Pizzaballa rief die Gläubigen auf, Licht zu sein und das Licht der Osterkerze und des auferstandenen Christus hoffnungsvoll weiterzutragen. "Wir sind das Licht. Es wird kein außerordentliches Wunder von außen kommen", betonte er. Die Liturgie der Osternacht sei nicht nur eine Erinnerung an das, was Gott an den Vorfahren getan habe, sondern hier und heute ereigne sich Erlösung.
Keine Reisegenehmigung für Christen aus dem Gaza-Streifen
Seit Donnerstag kamen Tausende Pilger zu den zentralen Feiern des Leidens und der Auferstehung Jesu. Wegen unterschiedlicher Kalenderberechnungen begehen die Kirchen der Orthodoxie Ostern in diesem Jahr eine Woche später als die Westkirchen. Das einwöchige jüdische Pessach-Fest, das an die Befreiung des Volkes Israel aus Ägypten erinnert, hat am Freitagabend mit dem Seder-Mahl begonnen.
Bei den zentralen Feiern in Jerusalem fehlten in diesem Jahr Christen aus dem Gazastreifen. Die zuständige israelische Behörde hatte keine entsprechenden Reisegenehmigungen für die christliche Minderheit in dem von Israel abgeriegelten Landstrich erteilt. 200 Gaza-Christen über 55 Jahren erhielten die Erlaubnis, zu den Osterfeiern nach Jordanien zu reisen.