Am 22. Juni beginnen in Mecklenburg-Vorpommern die ersten Sommerferien; drei Tage später folgen Berlin, Brandenburg und Hamburg. Die zuletzt stetig sinkenden Corona-Infektionszahlen lassen bei einigen die Hoffnung auf einen Sommerurlaub wieder zurückkehren. Die Bundesregierung hat ein Ende der EU-Reisewarnungen angekündigt. Ebenso haben einige Nachbarländer sich optimistisch geäußert, wieder Touristen empfangen zu können, darunter auch schwerer durch die Pandemie betroffene Staaten wie Italien, Spanien und Frankreich.
Ein spontaner Urlaub für den Einzelnen oder im Familienkreis rückt damit wieder in den Bereich des Möglichen; mancher Reiseveranstalter geht auch noch weiter. Das Bielefelder Unternehmen "Ruf" etwa, einer der führenden Anbieter für Pauschaljugendreisen in Deutschland, ist nach eigenen Angaben weiterhin optimistisch, Sommerurlaub für seine Zielgruppe anbieten zu können.
Schwierige Phase für Jugendverbände
Anders gestaltet sich die Situation für die Ferienlager, wie katholische Jugendverbände sie traditionell anbieten. Schon früh zeichnete sich ab, dass die meisten unter Berücksichtigung der Abstands- und Hygieneregeln wohl kaum durchführbar sein würden.
Für Jugendverbände begann damit eine schwierige Phase, geprägt von vielen Ungewissheiten. Sollten Fahrten besser schnellstmöglich abgesagt werden? Und falls ja, in welcher Höhe müssten eventuelle Ausfallgebühren gezahlt werden? Welche Alternativen könnten angeboten werden?
"Alternativen, Kosten, Kommunikation mit den Eltern"
Steffen Jendrny vom Jugendferienwerk der KjG (Katholische junge Gemeinde) Grevenbroich erinnert sich an viele Online-Sitzungen, um die offenen Fragen zu klären: "Alternativen, Kosten, Kommunikation mit den Eltern. Das waren alles wichtige Themen, über die bei uns viel und auch kontrovers diskutiert wurde."
Daneben drängte die Zeit: "Die Stornofrist für unsere gebuchte Unterkunft lief aus. Der Vermieter hat uns nochmals einen Aufschub bis Pfingsten gewährt, aber wir mussten dringend zu einem Ergebnis kommen." Schließlich fiel dieEntscheidung für eine Absage; auch um die Verantwortlichen zu entlasten. "Wir hätten uns das Leben einfach schwer gemacht, wenn wir noch weiter geplant hätten", so Jendrny.
Ein Mischform von digitalen und persönlichen Treffen
Ersatzlos soll das Sommerlager aber nicht ausfallen. Kleinere Aktionen werden ohnehin angeboten, als Mischform von digitalen und persönlichen Treffen. Aber auch etwas Größeres ist noch in Planung. "Der Wunsch nach einer Alternative ist definitiv vorhanden, das haben uns Eltern und Kinder mitgeteilt. Jetzt müssen wir schauen, was möglich und machbar ist."
Nur eingeschränkt können in diesem Jahr auch Fahrten stattfinden, allerdings nur inländisch, mit weniger Teilnehmern und fest eingeteilten Gruppen. Wichtig dafür ist auch eine Rückversicherung, etwa beim örtlichen Gesundheitsamt - zum einen, um ein wirksames Hygienekonzept auf die Beine stellen zu können, aber auch, um im Falle eines Falles rechtlich abgesichert zu sein.
"Ferienfreizeit im Eimer?!"
Solche Aktionen sind in diesem Sommer aber eher die Ausnahme von der Regel. Allgemein dominiert die Suche nach Alternativangeboten. Dabei hat sich vor Ort ein hohes Maß an Kreativität gezeigt. So haben die Regionalbüros im Bistum Münster unter dem Titel "Ferienfreizeit im Eimer?!" eine Arbeitshilfe für Jugendverbände zusammengestellt. Darin werden täglich drei Aktivitäten vorgeschlagen, beispielsweise Stadtrallyes oder abendliche Quizshows, die sowohl in Kleingruppen als auch alleine Zuhause durchführbar sein sollen. Für die Verantwortlichen gebe es außerdem eine digitale "Gruppenleiterlounge". Dort soll man sich täglich in lockerem Umfeld unterhalten und austauschen können.
Auch eines der bundesweit größten Ferienangebote für benachteiligte Kinder hat sein Programm an die Situation angepasst: Das sogenannte "HöVi-Land" - eine Abkürzung der Kölner Stadtteile Höhenberg und Vingst - wird in diesem Jahr nur als "HöVi-Dorf" stattfinden; das heißt: weniger Teilnehmer und mehr Abstand. Eine Absage kam für Initiator Franz Meurer aber nicht in Frage. "Es ist jetzt das Wichtigste, dass man Eifer zeigt", betont der Gemeindepfarrer.
Die Eltern würden dadurch aber schlicht überfordert
Er weist auch darauf hin, was ausfallende Ferienfreizeiten für Familien bedeuten, gerade für die, die auf Grund der eigenen Situation keine Alternative anbieten können. "Dann hängen die Kinder rum - fertig." Die Eltern würden dadurch aber schlicht überfordert. Dem müsse etwas entgegensetzt werden - eben auch durch Angebote wie das "HöVi-Dorf".