Dem Arbeitskreis gehören der frühere Berliner und künftige Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, der Mainzer Kardinal Karl Lehmann, der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck und der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff an. Weitere Mitglieder sind der Augsburger Weihbischof Anton Losinger sowie der künftige Diözesanadministrator des Erzbistums Berlin. Die Gesamtverantwortung trägt der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Die operative Leitung übernimmt der stellvertretende Konferenz-Vorsitzende, Bischof Norbert Trelle (Hildesheim).
Im Fokus: Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur
Der Prüfauftrag ist weit gespannt. Die Gruppe soll Vorschläge für eine stärkere Präsenz "im gesellschaftlichen Dialog, in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung, im Kulturellen oder in Fragen der internationalen Beziehungen" vorlegen. Damit könnten Überlegungen Gestalt annehmen, die bereits seit Jahren die Runde machen. Schon bald nach dem Fall der Mauer stellte sich die Frage nach den Konsequenzen, die sich aus der deutschen Einheit für überdiözesane Institutionen der Kirche ergeben, die seit Jahrhunderten ihre Schwerpunkte im Westen und Süden Deutschlands hat. Spätestens nach dem Umzug von Bundesregierung und Parlament 1999 nach Berlin wurde das Problem dringlicher.
Vom Westen in den Osten Deutschlands
Zwar war etwa die Caritas schon lange mit einem Büro in West-Berlin präsent, doch für eine erfolgreiche Lobbyarbeit nach der Wende reichte dies nicht. 1995 eröffnete der Deutsche Caritasverband wie andere kirchliche Organisationen eine echte Hauptstadt-Vertretung. Doch die Verbandszentrale des größten kirchlichen Arbeitgebers hat noch immer ihren Sitz weitab in Freiburg im Breisgau.
Auch die Bischofskonferenz ist seit dem Jahr 2000 durch das Katholische Büro (offiziell: Kommissariat der deutschen Bischöfe) vertreten, das die Bundespolitik beobachtet und katholische Interessen vertritt. Dabei ist der Leiter des Büros, Karl Jüsten, bei den Mitarbeitern des politischen Betriebs auch als Seelsorger gefragt. Ein Wechsel des personell breiter aufgestellten Bonner "Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz" kam im selben Jahr nach knapper Abstimmung im Episkopat nicht zustande, weil eine Stimme zur Zweidrittelmehrheit fehlte. Das Sekretariat blieb in Bonn, findet dort aber nur selten Ansprechpartner aus Politik und Verbänden. Die Frage nach einem Berlin-Umzug könnte sich nun erneut stellen.
Ein Umzug an die Spree war dagegen für den Apostolischen Nuntius selbstverständlich, als Berlin wieder echte Hauptstadt wurde. Heute residiert der Papst-Botschafter etwas abseits vom Politik-Betrieb in Neukölln. Wie die Nuntiatur zog auch das Militärbischofsamt nach Berlin - obwohl das Verteidigungsministerium zunächst in Bonn blieb.
Ausbau der Katholischen Akademie?
Neben den politischen "Brückenköpfen" ist auch die Katholische Akademie ein wichtiger Kristallisationspunkt. Über die Metropole mit ihrem neunprozentigen Katholikenanteil hinaus versucht sie, katholische Perspektiven in die gesellschaftlichen und kulturellen Debatten einzubringen. Die 1990 gegründete Akademie ist keine Einrichtung des Erzbistums Berlin allein, sondern wird von den anderen ostdeutschen Diözesen mitgetragen. Ein Ausbau zur Bildungsstätte mit bundesweitem Rückhalt (und Ausstrahlung) ist nun in der Diskussion.
Sondiert wird derzeit zudem, das Katholische im akademischen Berlin besser zu Gehör zu bringen. Zwar gibt es bereits Institutionen wie die Katholische Hochschule für Sozialwesen und das Seminar für Katholische Theologie an der Freien Universität, zudem eine Reihe außeruniversitärer Lehr- und Forschungseinrichtungen etwa von Ordensgemeinschaften. Sie sind jedoch nur wenig miteinander vernetzt. Die vom Erzbistum Berlin angepeilte Gründung einer katholischen Fakultät in Kooperation mit der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar kam im vergangenen Jahr nicht zustande.
Von Gregor Krumpholz