Die Unterstützung der Bischöfe für den auf fünf Jahre angelegten Reformprozess ist gewachsen. "Wir reden heute über Dinge, die vor zwei Jahren noch nicht möglich waren", heißt es nicht nur bei den Vertretern der Laien im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Auch mehrere Bischöfe bekunden, dass ihre Skepsis geringer geworden ist.
Allerdings wächst auch der Druck der Öffentlichkeit, die auf konkrete Ergebnisse wartet. Mittlerweile schält sich ein Thema heraus, bei dem die Oberhirten Handlungsspielraum und auch Handlungsbedarf sehen: beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Es geht um Kommunionempfang, ihre Mitwirkungsmöglichkeiten in den kirchlichen Gremien, aber auch um ihre Stellung als Arbeitnehmer bei Kirche und Caritas.
Zollitsch sagte am Freitag bei der von domradio.de live übertragenen Pressekonferenz vor Journalisten in Fulda, das Problem der wiederverheirateten Geschiedenen sei auch für die Bischöfe "eine drängende Frage"; es werde Zeit, dass sich etwas ändere. Trotz der damit erneut demonstrierten Ungeduld warb er um Verständnis, dass schwierige theologische Fragen geklärt werden müssten. Dazu will der Freiburger Erzbischof in den kommenden Wochen auch Gespräche in Rom führen.
Zollitsch kann sich in dieser Frage auf Worte des Papstes berufen. Benedikt XVI. hatte im Juni beim Welttreffen der Familien in Mailand das Problem der wiederverheirateten Geschiedenen als "eines der großen Leiden der Kirche" bezeichnet. Die katholischen Gemeinden sollten alles nur Mögliche zu tun, damit sich die geschiedenen Wiederverheirateten "geliebt und akzeptiert" fühlten. Sie seien "keine Außenstehenden, auch wenn sie nicht die Absolution und die Eucharistie empfangen" könnten.
Keine Beschlüsse
Daraus leiten die Bischöfe Handlungsspielräume ab: Wenn geschiedene Wiederverheiratete weiter Teil der Kirche sind, warum sollten sie nicht weiter in den Gremien mitarbeiten dürfen? Und warum sollten sie nicht Angestellte von Kirche und Caritas, etwa als Kindergärtnerinnen, Ärzte oder Sozialarbeiter bleiben können? Auch ganz praktische Erwägungen zwingen zu einer Antwort. Denn erst in dieser Woche hat Caritas-Präsident Peter Neher darauf hingewiesen, dass kirchliche Arbeitgeber zunehmend Probleme haben, ausreichend Fachkräfte zu finden.
Beschlüsse zu dieser Frage gibt es offenbar noch nicht. In Fulda einigte sich die Bischofskonferenz lediglich auf die Einrichtung einer Arbeitsgruppe aus sechs Bischöfen, die "Aspekte für eine Handreichung" ausarbeiten sollen. Zeitliche Vorgaben dafür gibt es nicht. Aber die Richtung scheint zumindest klar.
Gleiches gilt für die Rolle der Frauen in der Kirche. Zollitsch bekräftigte am Freitag in Fulda den Wunsch der Bischöfe, mehr Frauen in verantwortliche Positionen der Kirche zu holen. Es gebe in einigen Diözesen bereits Pläne für die Frauenförderung. Auch hier gab es in Fulda keine konkreten Beschlüsse: Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung im Februar in Trier wollen die Bischöfe dies zu einem zentralen Thema machen. Geduld bleibt weiter gefragt.
Die katholischen Bischöfe wollen auf Wiederverheiratete zugehen
Mit Rückenwind
Zum fünften Mal hat Erzbischof Robert Zollitsch in dieser Woche eine Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda geleitet. Und dabei in den vergangenen Jahren manchen Gegenwind ausgehalten. Zwei Jahre später kann der 74-Jährige Rückenwind spüren.
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