Wuppertaler Stadtdechant sorgt sich um Zusammenhalt

"Die Kirche muss ein klares Signal geben"

In Wuppertal sind die Corona-Zahlen wieder soweit angestiegen, dass die Stadt wieder schärfere Maßnahmen zur Eindämmung des Virus beschlossen hat. Der Wuppertaler Stadtdechant Bruno Kurth sieht Parallelen zum Frühjahr. 

Symbolbild Einsamkeit / © fizkes (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Was können Sie uns zum aktuellen Stand der Dinge in Ihrer Stadt sagen?

Dr. Bruno Kurth (Stadtdechant von Wuppertal): Der Krisenstab der Stadt hat gestern getagt, nachdem wir in Wuppertal am Mittwoch die 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner überschritten haben. Heute Morgen kam dann die Pressemeldung, dass neue Regelungen beschlossen wurden, die vor allen Dingen eine Einschränkung für Veranstaltungen mit sich bringen.

DOMRADIO.DE: Seit Mai werden wieder öffentliche Gottesdienste gefeiert. Müssen Sie da jetzt nochmal nachbessern?

Kurth: Nein, weil wir die Gottesdienste unter strenger Beachtung der Hygieneregeln feiern. Dazu gehören Abstände und all das, was wichtig ist. Es gibt immer wieder neue Erkenntnisse, was das Lüften und Heizen angeht, sodass beim Feiern der Gottesdienste unter Beachtung der Regeln keine Infektionsgefahr ausgeht. Die Gottesdienste sind zudem nicht von den neuen Regeln des Krisenstabes betroffen. Da geht es um gesellige Veranstaltungen und Feste, nicht um Gottesdienste.

DOMRADIO.DE: Sind die Gläubigen jetzt besorgt, weil die Entwicklung in Wuppertal so voranschreitet?

Kurth: Sie sind besorgt und nervös. Das ist auch sehr verständlich. Die Regeln betreffen natürlich neben den Gottesdiensten bereits jetzt schon das Gemeindeleben. Zum Beispiel müssen Feiern nach einer Taufe jetzt gegebenenfalls abgesagt werden. An Beerdigungen dürfen nicht mehr als 25 Personen teilnehmen. Damals, zu Zeiten des Lockdowns, waren das bis zu zehn. Das heißt, wir sind wieder nah an den Zuständen, die wir schon hatten. Wir hatten uns in unserer Pfarrgemeinde mit viel Kreativität eine Herbstfreizeit unter Beachtung der Corona-Regeln für Kinder ausgedacht. Unsere Jugendlichen haben sich jetzt doch entschließen müssen, die Veranstaltung abzusagen. Das Gemeindeleben ist also stark eingeschränkt.

DOMRADIO.DE: Viele, vor allem auch alte Menschen, haben Angst, dass Corona sie einsam macht. Wie gehen Sie in der Seelsorge mit diesem Problem um, vor allem wenn viele Veranstaltungen ausfallen müssen?

Kurth: Veranstaltungen, an denen Senioren teilnehmen, sind in den letzten Monaten weitestgehend ausgefallen. Wir fragen uns: Was ist möglich, wenn man vernünftig und vorsichtig ist und die Corona-Regeln beachtet? Wir haben jetzt eine Situation, in der vieles stark eingeschränkt wird. Die Vereinsamung ist ein menschliches Problem und auch eine Herausforderung für die Familien, für den Zusammenhalt und für die Seelsorge. Da müssen wir sehen, dass wir den Menschen zeigen auf unterschiedlichen Wegen, dass sie nicht in der Einsamkeit allein gelassen sind.

DOMRADIO.DE: Was können das für Wege sein?

Kurth: Ganz klassisch: Telefonieren und Besuche. Einzelbesuche sind auch möglich, wobei manche alten Leute von sich aus sagen: "Lieber jetzt nicht". Schwieriger finde ich auch wieder die Situation für schwer Erkrankte in den Krankenhäusern. Dort wurden die Vorschriften gestern auch wieder verschärft. Das ist für Angehörige, Freunde und auch für die Seelsorge schwierig

DOMRADIO.DE: Vor ein paar Tagen haben wir mit Werner Kleine von der CityKirche in Wuppertal gesprochen. Er sagte uns, dass die Kirche gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit nicht einfach alles ausfallen lassen darf. Wie blicken Sie da auf Weihnachten?

Kurth: Über Weihnachten haben wir uns in den Gemeinderäten und in den Seelsorgeteams intensiv Gedanken gemacht. Ich finde es ganz wichtig, dass wir Weihnachten als Fest der Freude über die Geburt Christi feiern. Gerade jetzt nach diesem Jahr, das ja fast komplett von Corona getrübt ist. Daher soll Weihnachten gefeiert werden. Ich finde es ganz wichtig, dass die Kirche ein klares Signal in die Gesellschaft gibt. Die Menschen warten darauf und werden das aufgreifen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR