Die Kirche präsentiert zur documenta Begleitausstellungen

Kunst trifft Religion

Unter großem Besucherinteresse hat am Wochenende in Kassel die documenta 12 ihre Pforten geöffnet. 100 Tage dauert die Schau. Genügend Zeit, mehr als 500 Werke zeitgenössischer Kunst zu besichtigen. Und die Möglichkeit, Kunst und Religion in zwei Kirchen zu begegnen.

 (DR)

"Die Werke reflektieren den Kirchenraum"
Mit einer Begleitausstellung zur documenta 12, die am Sonntagabend in Kassel eröffnet wurde, will die evangelische Kirche eine Begegnung zwischen Kunst und Religion ermöglichen. Unter dem Titel Vision/Audition sind an zwei Orten, in der Karlskirche und in der Martinskirche, bis zum 23. September Klanginstallation, Videos und Performances zu sehen. Zu der Präsentation gehören Werke von Yves Netzhammer (Schweiz), Sigalit Landau (Israel), Jay Schwartz (USA/Deutschland), Julia Oschatz (Deutschland) und Patrycja German (Polen).

"Die Werke reflektieren den Kirchenraum, reagieren auf ihn und greifen in ihn ein", sagte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, zur Eröffnung. Die Landeskirche könne mit dieser Ausstellung auf eine Tradition von 25 Jahren kirchliche documenta-Begleitausstellungen zurückblicken.

Die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Petra Bahr, sagte, es sei der mutigen Unterstützung der Landeskirche von Kurhessen-Waldeck zu verdanken, dass es zu den "Proberäumen" in den beiden Kirchen gekommen sei. Kunst in solchen besonders geprägten Räumen sei "immer ein Risiko", sagte Bahr. In einer Kirche der Freiheit müsse die Kunst nicht "erlösen", müsse aber auch selbst nicht.

Mindestens 650 000 Besucher erwartet
Die documenta 12 läuft bis 23. September. Zu sehen sind rund 530 Arbeiten von 113 Künstlern und Künstlergruppen aus aller Welt. Mindestens 650 000 Besucher - so viele waren es bei der Vorgängerschau 2002 - werden erwartet.

Die Kunstschau zeigt fast ausschließlich Werke von Künstlern, die hierzulande noch unbekannt sind. Mehr als die Hälfte der documenta-Teilnehmer stammt aus Regionen, die bei den bisherigen elf Kasseler Weltkunstausstellungen unterrepräsentiert waren: Osteuropa, Asien, Afrika und Südamerika. Allein China ist mit sieben Künstlern vertreten.

Fünf Hauptstandorte in Kassel
Zu den spektakulärsten Arbeiten gehört das Projekt "Fairytale" von Ai Weiwei, der 1001 Chinesen zur documenta reisen lässt und ihre Erfahrungen sammeln will. Vor Schloss Wilhelmshöhe legt Sakarin Krue-On aus Thailand Reisfelder an. Der Österreicher Peter Friedl zeigt eine ausgestopfte Giraffe, die in einem Zoo in Palästina lebte und zum Opfer des Nahostkonflikts wurde. In einer Straßenbahn der Linie 4 ist eine Soundinstallation des russischen Künstlers Kirill Preobrazhenskiy zu hören.

Die Ausstellung verteilt sich auf fünf Hauptstandorte in Kassel. Außerdem ist das Restaurant "elBulli" des spanischen Starkochs Ferran Adrià in Roses bei Barcelona zur Außenstelle der documenta ernannt worden. Jeden Tag will documenta-Leiter Buergel zwei willkürlich ausgewählte Ausstellungsbesucher nach Spanien schicken, damit sie die Erfahrung der "Molekularküche" des Avantgarde-Kochs machen können.