Im Deutschlandfunk warnte er am Freitag zugleich davor, das Treffen im Vatikan zu stark aus deutscher Perspektive zu bewerten. Es gehe um die sozialen, ökologischen und geistlichen Probleme der Menschen im Amazonas-Gebiet, das sich über neun Länder erstreckt und 7,5 Millionen Quadratkilometer groß ist.
Kruip erhofft sich mehr Mut der Kirche zu Vielfalt. "Die katholische Kirche ist ein so schwerfälliges Gebilde, dass Veränderungen nicht überall gleichzeitig passieren können", so der Theologe. "Es kann nur so gehen, dass in einzelnen Regionen Veränderungen vorgenommen werden, die woanders noch nicht stattfinden." Mit Blick auf die Debatte um die Weihe verheirateter Männer zu Priestern sagte er, es habe auch kulturelle Gründe, dass es in dieser eigentlich katholisch geprägten Region so wenige Priester gebe: Für viele Menschen sei es undenkbar, für den Beruf des Priesters auf eine Familie zu verzichten.
Kirche muss auf Dialog setzen
Die Erwartungen der Menschen im Amazonasgebiet seien hoch, sagte der Theologe. "Die Kirche soll nicht nur zu Besuch kommen", so Kruip mit Blick darauf, dass viele Gemeinden monatelang auf einen Priester warten müssen, der die Messe feiert. "Die Menschen wünschen sich, dass der Zugang zum Priesteramt geöffnet wird, auch für verheiratete Männer." Wichtig sei auch, dass Gemeindeleiter und andere Kirchenvertreter aus der Region selber kämen.
Mit Blick auf soziale und Umweltprobleme wie die Zerstörung des Regenwaldes und eine Verstädterung wünschten sich die Menschen am Amazonas eine kämpferische und politische Kirche, so der ausgewiesene Lateinamerika-Kenner. Die Kirche müsse zudem mehr auf Dialog von unten nach oben setzen.