Die Kirchen eröffnen das Kulturhauptstadtjahr im Essener Dom

Mit Gottesdienst und Glockenläuten

Mit einem ökumenischen Gottesdienst im Essener Dom und einem ruhrgebietsweiten Glockenläuten haben evangelische und katholische Kirche am Freitagabend das Kulturhauptstadtjahr im Ruhrgebiet eröffnet. Dabei wurde auch zum ersten Mal das Kulturhauptstadtkreuz am Altar des Doms aufgestellt, das im Laufe des Jahres durch alle 53 Revierkommunen wandern soll. An dem Gottesdienst nahmen auch Bundestagspräsident Norbert Lammert und NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers teil.

 (DR)

Der Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck verwies in seiner Predigt auf den 1.150 Jahre alten Essener Dom. Hier hätten Kult und Kultur über Jahrhunderte hinweg ihre Mitte gefunden. Aus dieser Mitte sei eine Gestaltungskraft gewachsen, die schon lange vor der Industrialisierung die Kulturregion geprägt habe. Mit dem Gottesdienst dankten die Christen "für die ererbte Kulturvielfalt und für das kreative und vielfältige Schaffen in dieser Region".

Der westfälische Präses Alfred Buß bezeichnete das Ruhrgebiet als einen "Leuchtpunkt dieser Erde". Über der Kulturhauptstadt, die in diesen Tagen die 60. Essener Lichtwochen feiere, liege ein besonderer Lichtzauber. Die Befürchtung, dass die christliche Botschaft darin untergehe, teile er nicht, betonte Buß in seiner Predigt. Er beobachte vielmehr, dass aus den Kirchen das Kerzenlicht wieder in den öffentlichen Raum gezogen sei. Mit Friedenslichtern und Lichterketten hätten die Menschen erfolgreich für den Frieden demonstriert. "Selten waren die Demonstrationen gegen Gewalt so gewaltlos, gegen Unfrieden so friedlich, gegen Härte so schutzlos, gegen Kälte so warm."

Das Kerzenlicht sei ein Symbol für die Sehnsucht nach Gott, erklärte der Theologe weiter. Viele Menschen fragten neu nach Spiritualität. Sie suchten ein Gegengewicht zu Hektik und Materialismus, "die nicht Halt machen selbst vor der Ökonomisierung der Seelen". Daher werde Christus, das Licht der Welt, in der Kulturhauptstadt hell strahlen. Eine Voraussetzung dafür sei allerdings das friedliche Miteinander der Religionen, mahnte Buß.
"Wir dürfen sein Licht nicht in Eigensinn verdunkeln, sondern sollten uns gegenseitig bereichern mit unseren Traditionen."

Startschuss am Samstag
Der offizielle Startschuss für die Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 fällt am Samstag im Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen mit einem offiziellen Festakt und einem zweitägigen öffentlichen Kulturfest. Unter dem Motto "Wandel durch Kultur - Kultur durch Wandel" will sich das Ruhrgebiet mit seinen 53 Kommunen als ehemaliges Kohle- und Stahlrevier auf dem Weg zur europäischen Kulturmetropole präsentieren.

Das offizielle Programm umfasst 300 Projekte mit insgesamt 2.500 Einzelveranstaltungen. Auch die Kirchen beteiligen sich mit eigenen Beiträgen am Kulturhauptstadtjahr. Dazu zählen etwa die Veranstaltungsreihe "Orgellandschaft Ruhr" mit 460 Konzerten, das Pop-Oratorium "Die zehn Gebote", das Projekt "Schattenkultur" im Alten Hafthaus in Moers oder Pilgerreisen durchs Revier.