Da liegen sie wieder im Gemüseregal. Wenn der hellrote Hokkaido unwillkürlich an sämige Suppe denken lässt, dann schaut der Käufer auf die Uhr und weiß: Ohje, schon wieder ward es Herbst hienieden; es weht aus Norden statt aus Süden.
In rund 5.000 Jahren hat der Kürbis, eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit, eine beachtliche Karriere hingelegt. Und er ist dabei ziemlich weit herumgekommen. Eigentlich stammen die rundlichen Früchte aus der Familie der Cucurbitaceae (Kürbisgewächse) aus Amerika. Mittlerweile gibt es sie in rund 800 Arten.
Kürbis-Brauch begann in den USA
Zurzeit ist der Kürbis wieder in aller Munde: als Suppe, Gemüse oder Kuchen. Und zu Halloween an diesem Dienstag lauern besonders dicke Exemplare vor Türen und auf Mauern: ausgehöhlt und als Fratze geschnitzt, als schauriger Kerzenständer. Der Brauch folgte dem Weg des Kürbis - und schwappte vor einigen Jahren über den Großen Teich aus den USA zu uns herüber.
Dort hat ihm "Peanuts"-Zeichner Charles M. Schulz (1922-2000) ein charmantes Comic-Denkmal gesetzt. Sein Linus - der mit der Kuscheldecke, Bruder der garstigen Lucie - harrt Jahr für Jahr zu Halloween in einem großen Kürbisfeld aus. Er erwartet die Ankunft des "Großen Kürbis", der die guten Kinder reich mit Geschenken belohnt. Ein 25-Minuten-Zeichentrickfilm ("It's the Great Pumpkin, Charlie Brown") aus dem Jahr 1966 handelt von enttäuschtem Kinderglauben und Gruppenzwang.
Iren brachten Halloween nach Amerika
Halloween wiederum, der Abend vor Allerheiligen (englisch "All Hallows' Eve") stammt eigentlich ursprünglich aus Europa. Dass er auf uralte irisch-keltische Wurzeln zurückgreift, gilt zwar inzwischen als widerlegt. Trotzdem führt die Spur in die Region: Erste Belege für den Brauchtumstermin finden sich im 18. Jahrhundert in Irland und Schottland. Damals war es üblich, die Nachbarn am Vorabend von Allerheiligen zum Festessen zu laden. Zugleich zogen Kinder von Haus zu Haus, um Spenden zu erbitten.
Über Abertausende Iren, die Mitte des 19. Jahrhunderts den Hungersnöten in Europa entflohen, kam Halloween wohl nach Amerika. Und mit ihnen wahrscheinlich auch der Brauch mit den ausgehöhlten Kürbissen: Ein böser Hufschmied namens Jack fand nach seinem Tod keine Aufnahme in den Himmel, so die Legende. Doch auch den Satan hatte er beizeiten ausgetrickst, so dass dieser ebenfalls keinen Zugriff auf seine Seele bekam. So blieb ihm nur ein Stück glühender Kohle, das er in eine ausgehöhlte Rübe legte. Mit dieser Lampe soll er noch heute durch die kalten Nächte ziehen auf der Suche nach Erlösung.
Mit ähnlichen Lichtern, heißt es, erinnerten die Iren zu Beginn der dunklen Jahreszeit an das düstere Schicksal von Jack, dem Hufschmied. Und da die Rübe in Nordamerika nicht heimisch war, suchten die Neuankömmlinge aus Irland nach Ersatz - und stießen eben auf die größte Beere der Welt.
Bauernregeln für die Kürbiszucht
Um möglichst große Kürbisse zu erzielen, gab es seit alter Zeit allerlei Bräuche bei der Aussaat. So werden etwa die Kürbiskerne gesteckt, wenn an Christi Himmelfahrt die große Glocke läutet - dann werden die Kürbisse so groß wie die Glocken. Aus einem Dorf bei Breslau ist überliefert, dass sich eine alte Frau vor der Aussaat auf jeden einzelnen Kern setzte, damit die Kürbisse so groß würden wie ihr Hintern. Und überhaupt empfahlen Bauernweisheiten bestimmte Tage für das Setzen beziehungsweise Versetzen der Rundfrüchte: so am 7./8. Mai ("Stanislaus macht Kürbse grauß") - oder am 25. Mai ("Urban bringt 'nen großen Turban").
Inzwischen laufen regelrechte Wettbewerbe, wer den schwersten und schönsten Kürbis züchtet. In Deutschland machte zuletzt ein Exemplar aus Augsburg von über einer Dreiviertel Tonne das Rennen. Ist also am Ende der Große Kürbis doch noch gekommen? So oder so - die Traumdeutung lässt die Luft raus: Wenn man von Kürbissen träumt, steht das für eine vergebliche Hoffnung. Denn wenn sie auch noch so groß sind, bieten sie doch vergleichsweise wenig Nährwert.