Der Palmsonntag gilt als Tor zur Heiligen Woche, zur Karwoche. In ganz besonderen Gottesdiensten wird dem Leiden, Kreuzestod und an Ostern dann der Auferstehung von Jesus Christus gedacht und gefeiert.
Die Bibel schildert in den vier Evangelien wie Jesus als Prophet und Sohn Gottes von den Menschen zunächst bejubelt wird, dann aber die Stimmung kippt und er am Kreuz stirbt.
Johann Sebastian Bachs Johannes- und Matthäuspassion zum Beispiel schrieb der Thomaskantor genau für die Gottesdienste dieser Zeit.
Klagelieder als literarische Form
Auf katholischer Seite wurde vor allem im Zeitalter der Renaissance viel Musik für den Gründonnerstag und Karfreitag geschrieben, die bis heute aufgeführt wird. Vor allem ergreifende Trauergesänge wurden komponiert, etwa die Klagelieder aus der Bibel. Das ist eine besondere literarische Form: Im Alten Testament stehen direkt nach dem Buch des Propheten Jeremia fünf solcher Klagelieder. In der Tradition werden sie Jeremia zugeschrieben, aber seine Verfasserschaft ist nach heutiger Erkenntnis sehr unwahrscheinlich.
Historischer Hintergrund ist die Zerstörung der Stadt Jerusalem und des Tempels durch die Babylonier im Jahr 586 vor Christus. Dieses traumatische Ereignis und das folgende Exil spiegeln sich in den Liedern wieder. "Jerusalem, wende dich dem Herrn wieder zu", dies ist die zentrale Aussage. Denn im Verständnis des Verfassers kam das ganze Unheil, weil sich die Stadt und die Bewohner von Gott abgewandt haben. "Schwer gesündigt hatte Jerusalem, deshalb ist sie zum Abscheu geworden“ – so heißt es im Ersten Klagelied.
Klagelieder gehören zur Liturgie
In der Liturgie der Kirche werden die Klagelieder in der Matutina vom Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag vorgelesen oder in Vertonungen musikalisch vorgetragen.
Im Radioprogramm von DOMRADIO.DE erklingen am Palmsonntag ab 20 Uhr die Klagelieder Jeremias in der Vertonung von Orlando di Lasso. Er wirkte im 16. Jahrhundert am Hof in München und war einer der berühmtesten Komponisten seiner Zeit.
1585 komponierte er die Klagelieder für die Abtei Benediktbeuren. Für die drei Tage wählt er je eine andere Tonart, lässt sie jeweils mit dem Satz „Es beginnt die Klage“ starten und schließt jeweils mit der Ermahnung: "Jerusalem, bekehre dich zum Herrn". Im typisch fließenden Stil der Zeit vertont Lasso die Texte für fünf Stimmen.