"Angesichts der sich aktuell erneut verschlechternden Sicherheitslage und der wachsenden sozialen Not im Land ist nicht nur jegliche Hilfe dringend geboten, sondern sind auch Rückführungen von Geflüchteten nach Afghanistan unter humanitären Gesichtspunkten unvertretbar", sagte Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon am Samstag in Aachen mit Blick auf die virtuelle Afghanistan-Geberkonferenz am 23. und 24. November.
Wegen des baldigen Winters und wachsender Not stellt das Hilfswerk nach eigenen Angaben eine Soforthilfe von 200.000 Euro zur Verfügung. "Die Not ist so groß, weil einfach zu viele Krisen zusammentreffen: anhaltende Kampfhandlungen und instabile Sicherheitslage, verlorene Ernten nach Dürren und Überschwemmungen und nun auch noch die Covid-19-Pandemie", sagte Misereor-Länderreferentin Anna Dirksmeier. "Als Folge sind 13 Millionen Menschen, ein Drittel der Bevölkerung, von Hunger bedroht."
Hoffnung auf Frieden und Stabilität
Das katholische Hilfswerk und seine Partner erwarteten von der UN-Afghanistan-Konferenz konstruktive Lösungen zur Stabilisierung der Sicherheitslage, hieß es. Der Misereor-Partner und Direktor der Union der Hilfe für Schulen in Afghanistan, Zabiullah Azizi, erklärte, fest daran zu glauben, dass trotz "der massiven Probleme" Frieden und Stabilität möglich seien. "Voraussetzung dafür ist umfassende Bildung für alle und wir hoffen, dass uns die internationale Gemeinschaft weiter in dieser Aufgabe unterstützen wird", sagte er.
Seit September laufen in Doha erstmals direkte Friedensgespräche zwischen der Regierung und den Taliban. Allerdings stocken die Verhandlungen schon zu Beginn. Im Februar hatten die USA in einem Abkommen mit den Taliban zugesagt, sämtliche Truppen bis Ende April 2021 abzuziehen. Eine der Bedingungen ist ein innerafghanischer Friedensvertrag.