Eine geplante Kaderschmiede für Europas Rechte im traditionsreichen Kloster Trisulti steht vor neuen Schwierigkeiten: Italiens Kulturminister Alberto Bonisoli (Fünf-Sterne-Bewegung) will dem Trägerverein "Dignitatis Humanae Institute" (DHI) die Pacht der 800 Jahre alten Abtei im Süden Latiums entziehen. Grund sei die "Verletzung verschiedener vertraglicher Pflichten".
Das konservative DHI sitzt seit Februar 2018 in der malerischen Klosteranlage an einem Schluchtenhang der Monti Ernici - hauptsächlich in Gestalt seines Leiters, des 43-jährigen Briten Benjamin Harnwell. Sein Projektplan sah vor, in Trisulti, das zum staatlichen italienischen Kulturgut gehört, eine Akademie zur Verteidigung der jüdisch-christlichen Fundamente des Abendlands zu errichten.
Hinter der Akademie steht Bannon
Auf den ersten Blick ein religiöses Projekt: Das DHI rückte dem Zisterzienserorden nach, der seine Niederlassung im entlegenen Trisulti, sechs Kilometer vom nächsten Dorf Collepardo entfernt, wegen Nachwuchsmangels aufgab. Harnwell ist persönlich mit den Zisterziensern verbunden; sie beherbergten ihn, der von der anglikanischen zur katholischen Kirche konvertierte, längere Zeit in Rom. Im Beirat des DHI firmieren einige Kardinäle.
Hinter der Akademie steht allerdings Steve Bannon, Donald Trumps früherer Chefstratege. Bannon, der das Vorhaben finanziert, spricht von einer "Gladiatorenschule für Kulturkämpfer", in der die neue Generation europäischer Populisten und Nationalisten trainiert werden soll. Für den Frühsommer war ein Auftakt in Rom geplant, 2020 sollte der Akademiebetrieb nach Trisulti umziehen.
Trägerverein sollt bei der Pacht säumig sein
Schon seit Monaten bezweifelten Kritiker wie der Chef der italienischen Linken, Nicola Fratoianni, die Rechtmäßigkeit des Vertrags mit dem DHI. Jetzt macht auch das Kulturministerium selbst "starke Kritikpunkte" geltend. Wie laut Untersekretär Gianluca Vacca eine Prüfung durch den Juristischen Dienst ergab, fehlte dem DHI bei der Vergabe die Anerkennung als Rechtspersönlichkeit, auch konnte es keine zureichende Erfahrung in der Leitung und Pflege eines Baudenkmals nachweisen.
Hinzu kommt laut Vacca, dass das DHI offenbar bei der Pachtzahlung und Instandhaltung des Klosters säumig ist. Vereinbart war eine jährliche Summe von 100.000 Euro, anrechenbar auf Sanierungen des maroden Gemäuers. Jetzt, so der Kultur-Untersekretär, sei es daher "geboten", dem Institut die Konzession zu entziehen.
"Politische Meinungen spielen keinerlei Rolle", betonte Vacca, und verwies darauf, dass die Vergabe Trisultis an das DHI noch unter die Vorgängerregierung fiel - mit dem Linksdemokraten Dario Franceschini als Ressortchef.
Verein will Kündigung des Vertrages anfechten
DHI-Leiter Harnwell präzisierte in einer ersten Reaktion, das Ministerium habe den Pachtvertrag nicht zurückgezogen, sondern nur das entsprechende Verfahren angekündigt. "Das DHI wird dieses illegitime Manöver mit jedem zur Verfügung stehenden Mittel anfechten, gleich wie viele Jahre es dauern wird. Und wir werden gewinnen", erklärte Harnwell. Er nannte den Vorstoß "nichts weiter als das Eselsgeschrei der kulturmarxistischen Linken gegen die Verteidigung der westlichen Zivilisation".
Der katholische Bischof von Anagni, Lorenzo Loppa, scheint indessen zu hoffen, dass die Abtei dem DHI noch einmal entwunden wird: "Ich bin froh über jede Entwicklung, die ermöglichen könnte, wieder eine Ordensgemeinschaft nach Trisulti zu bringen", sagte er der katholischen italienischen Tageszeitung "Avvenire".
Bischof wünscht sich Kloster als Ort des Glaubens
Das Kloster solle erneut ein Ort des Glaubens, des Gebets und der Spiritualität werden, so der Bischof, freilich "befreit von den Lasten des Betriebs und der Instandhaltung". Loppa sprach nach eigenen Angaben mit der zuständigen Denkmalpflegerin Paola Refice auch über das ebenfalls bei Collepardo gelegene Marienheiligtum Madonna delle Cese - auch darauf sollen rechte Polit-Missionare ein Auge geworfen haben.
DHI-Leiter Harnwell will Trisulti noch nicht aufgeben. "Die Akademie für den jüdisch-christlichen Westen wird wie geplant im Herbst weitermachen", teilte er mit. "Bis dahin freuen wir uns darauf, unsere Sache vor Gericht zu verfechten."