Die Siegburger Benediktinerabtei Michaelsberg schließt ihre Pforten

Aus nach 946 Jahren

Nur wenige Wochen nach dem baden-württembergischen Kloster Weingarten steht die nächste traditionsreiche Benediktinerabtei vor dem Aus: 946 Jahre nach ihrer Gründung wird die Siegburger Abtei auf dem Michaelsberg aufgelöst. Die geistliche Tradition des Orts soll dennoch erhalten bleiben.

Die Abtei Michaelsberg in Siegburg / © Robert Boecker (DR)
Die Abtei Michaelsberg in Siegburg / © Robert Boecker ( DR )

Die Schließung des Klosters soll nach einer geheimen Abstimmung der Mönche Mitte nächsten Jahres erfolgen, wie Verantwortliche des Klosters am Montag vor Journalisten in Siegburg erklärten. In einem ersten Schritt werde das zugehörige Jugendgästehaus zum Jahresende aufgegeben. Genaue Pläne für die weitere Nutzung der Abtei existierten noch nicht. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner, in dessen Erzbistum die Abtei liegt, bekundete nach Angaben seines Sprechers tiefes Bedauern.



Als Gründe für die Auflösung gab der Hausobere, Pater Christian Dieckmann, finanzielle Sorgen und personelle Gründe an. "Es fehlt die mittlere Generation, die Führungsaufgaben übernehmen kann", so Dieckmann. Die kleine Gemeinschaft könne die an sie gestellten geistlichen Anforderungen nicht mehr ausfüllen. Es fehle in jeder Hinsicht an Substanz, aus der ein Neuanfang benediktinischer Prägung erwachsen könnte. Auch die Suche nach personeller Unterstützung aus anderen Klöstern des Ordens sei ergebnislos geblieben. Daher habe der Konvent entschieden, das Kloster rechtzeitig und schuldenfrei zu schließen. Jeder der zwölf Mitbrüder müsse nun ein neues Zuhause finden.



"Erhalt von Spiritualität und geistlicher Tradition"

Die Abtei Michaelsberg wurde 1064 vom Kölner Erzbischof Anno II. gegründet. Im Zuge der Säkularisierung wurde sie aufgelöst, 1914 aber durch deutsche Benediktiner aus der niederländischen Abtei Merkelbeek wiederbesiedelt. 1941 lösten die Nationalsozialisten das Kloster erneut auf. Die durch Bomben völlig zerstörte Abtei wurde nach Kriegsende wieder errichtet. Seit 1997 beherbergt ein Teil der Anlage das Edith-Stein-Exerzitienhaus des Erzbistums Köln.



Der Erhalt von Spiritualität und geistliche Tradition ist dem Kölner Erzbischof nach Angaben seines Sprechers Christoph Heckeley ein wichtiges Anliegen. Dieckmann betonte, dass die Gebäude bislang nicht verkauft seien. Die Zukunft des "Siegburger Abtei-Liqueurs" sei offen. Im Sommer hatten die Benediktiner auf dem Michaelsberg zur Existenzsicherung ihre Buch- und Kunsthandlung sowie das Hotel-Restaurant "Abtei-Stuben" geschlossen.



Die Schuldenfrage habe an den Kräften gezehrt und das geistige Leben der Mönche belastet, sagte der frühere Abt von Kornelimünster, Pater Albert Altenähr. Er hatte die Leitung des Klosters übernommen, nachdem Abt Raphael Bahrs im Mai zurückgetreten war. Dieser hatte sich nicht in der Lage gesehen, die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen.