Die Sommersonnenwende ist der längste Tag des Jahres

Von nun an geht es bergab

Mit dem Johannisfeuer, Kräuterwanderungen und feuchtfröhliche Feiern wird der Tag der Sommersonnenwende seit Jahrtausenden begangen. Damit sollten Geister und Krankheiten vertrieben werden. Ab Donnerstag werden die Tage wieder kürzer.

Autor/in:
Christoph Arens
Symbolbild Feiern zur Sommersonnenwende / © snow toy (shutterstock)
Symbolbild Feiern zur Sommersonnenwende / © snow toy ( shutterstock )

"Von nun an ging's bergab...", sang einst Hildegard Knef. Sie bezog das ironisch auf ihr künstlerisches Leben. Doch lässt sich dieser Titel gut auf den Tag der Sommersonnenwende beziehen, der in diesem Jahr am 20. Juni und damit am Donnerstag ansteht.

Bonner Münster / © Goals Media (shutterstock)

Sonnenaufgang 5.18 Uhr, Sonnenuntergang 21.48 Uhr: Der längste Tag des Jahres dauert, jedenfalls in Bonn, 16,5 Stunden. In Kiel geht die Sonne bereits um 4:45 Uhr auf und und 21.58 Uhr unter. Das macht eine Tageslänge von 17 Stunden und rund 13 Minuten. Noch unmerklich zunächst, werden die Tage dann wieder kürzer. Ende des Monats ist die Tageslänge schon um vier Minuten geschrumpft.

Am 20. Juni genau um 22.50 Uhr erreicht die Sonne den nördlichen Gipfel ihrer Jahresbahn. Sie steht dann genau senkrecht über dem nördlichen Wendekreis. Diese auch als Wendekreis des Krebses bezeichnete Position liegt bei 23° 26· nördlicher Breite, also auf Höhe der Sahara.

Verantwortlich ist die Drehachse der Erde

Verantwortlich für die Jahreszeiten und die unterschiedlichen Tageslängen ist, dass die Drehachse der Erde schief zur Sonne steht. Dadurch verschiebt sich die Sonnenposition von Tag zu Tag. Am Mittsommertag neigt sich die Erdachse genau auf die Sonne zu.

Bewohner der Nordhalbkugel freuen sich über den Beginn der wärmsten Jahreszeit. Das liegt daran, dass den nördlichen Teil des Globus dann viel mehr Sonnenenergie erreicht. Die Atmosphäre und die Erdoberfläche dort wärmen im Laufe des Sommers immer weiter auf.

Sonnwendtage sind wohl die ältesten Feiertage überhaupt. Mit Festen und Feuern sollten böse Dämonen, Geister und Krankheiten vertrieben werden; das Licht und die Wärme wurden gefeiert, eine gute Ernte erhofft.

Menschen versuchten schon vor mehreren Tausend Jahren die Sonnenwende zu berechnen

Ausgrabungen und alte Bauwerke zeigen, dass Menschen schon vor mehreren Tausend Jahren die Sommer- und parallel dazu die Wintersonnenwende genau zu berechnen versuchten. Etwa die mehr als 7.000 Jahre alte Kreisgrabenanlage in Goseck in Sachsen-Anhalt, dieerst Anfang der 1990er Jahre entdeckt wurde: Die Tore und Wege zu der Anlage sind auf jene Punkte am Horizont ausgerichtet, an denen damals die Sonne zur Wintersonnenwende auf- und unterging.

 Menschen versammeln sich bei Sonnenaufgang um den Heel Stone, am Tag der Sommersonnenwende in Stonehenge / © Andrew Matthews/AP (dpa)
Menschen versammeln sich bei Sonnenaufgang um den Heel Stone, am Tag der Sommersonnenwende in Stonehenge / © Andrew Matthews/AP ( dpa )

Bei dem mehr als eineinhalb Jahrtausende jüngeren Stonehenge in England scheint dagegen die Sommersonnenwende die Hauptrolle gespielt zu haben. Das hufeisenförmige Ensemble von Steintoren im Zentrum, das etwa zur selben Zeit entstand wie die großen Pyramiden in Ägypten, wies auf den Sonnenaufgang am Mittsommertag.

Seit dem späten Mittelalter gibt es Johannisfeuer

Auch die christliche Kirche beging die Sonnenwende, deutete die heidnischen Bräuche aber um. Der 24. Juni ist das Hochfest der Geburt des Täufers Johannes und liegt damit genau ein halbes Jahr vor dem Fest der Geburt Jesu. Schon im späten Mittelalter wurden Johannisfeuer aufgeschichtet, Gottesdienste und Feste um das Feuer gefeiert.

Manche Kirche fängt die Sonnenstrahlen zur Sommersonnenwende auch gezielt ein: In der Klosterkirche in Maulbronn etwa fallen die Sonnenstrahlen, wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht, durch eines der roten Glasfenster. Sie treffen die Dornenkrone der Christusfigur am Kreuz - es wirkt, als ob sie blutet.

Die Nazis missbrauchten das Fest der Sommersonnenwende

Allerdings wird die Sommersonnenwende in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg nur noch vereinzelt gefeiert, weil die Nazis das Fest missbrauchten. SS-Chef Heinrich Himmler legte besonderen Wert auf die Pflege vermeintlich germanischer Bräuche und wollte dadurch christliche Feste verdrängen.

Immer noch wird die Sonnenwende im Lippischen in Nordrhein-Westfalen begangen. Im Mittelpunkt: die Externsteine bei Detmold, die auch als Stonehenge des Teutoburger Waldes bezeichnet werden. Esoteriker, Alt-Hippies und junges Publikum, das Party machen will, pilgern zu den mystischen 13 Sandsteinfelsen, die bis zu 40 Meter in den Himmel ragen.

Viel verwurzelter ist das Fest in Schweden; dort ist die Sommersonnenwende ein offizieller Feiertag, der immer am Samstag zwischen dem 20. und 26. Juni begangen wird, in diesem Jahr also am 22. Juni. 

Auch die übrigen skandinavischen Länder und das Baltikum sind in der kommenden Woche in Feierstimmung. Denn je nördlicher man kommt, desto länger bleibt im Sommer die Sonne am Himmel. Am norwegischen Nordkap leuchtet die Sonne selbst um Mitternacht noch als Mitternachtssonne über dem Nordhorizont.

Katholische Kirche in Schweden

Das Bistum Stockholm umfasst ganz Schweden. Auf einer Fläche von 450.000 qkm wohnen über 9,7 Millionen Einwohner. 110.000 von ihnen sind katholisch (knapp 1,1 Prozent). Ca. 80 Prozent von ihnen sind Einwanderer aus mehr als 90 verschiedenen Nationen. 161 Priester sind für sie in 44 Pfarreien seelsorglich tätig.

Bischof ist seit 1998 als erster Schwede der im Schweizer Tessin von schwedischen Eltern 1949 geborene Karmelitermönch Anders Arborelius, der mit 20 Jahren zum katholischen Glauben konvertiert war. Im Jahr 2017 wurde er zum Kardinal ernannt.

Schwedens Flagge / © akedesign (shutterstock)
Quelle:
KNA