Die Stationen der Nahostreise von Papst Franziskus

Konzentriertes Programm

Papst Franziskus konzentriert seinen Besuch im Heiligen Land auf knapp drei Tage. Anlass für die Pilgerfahrt von Franziskus ist das historische Treffen von Paul VI. und Patriarch Athenagoras vor 50 Jahren.

Der Papst im Heiligen Land (dpa)
Der Papst im Heiligen Land / ( dpa )

Mit seiner Visite vom 24. bis 26. Mai hält sich Franziskus genauso lange im Heiligen Land auf wie Paul VI. vor 50 Jahren bei der ersten Papstreise der Neuzeit (4. - 6. Januar 1964). Franziskus hat sein Programm extrem gestrafft. Trotzdem umfasst es alle notwendigen Punkte. Zur political correctness der Reisen gehört stets eine Begegnung (samt Gegenbesuch) mit dem Staatsoberhaupt: in Jordanien mit König Abdullah, in Bethlehem (der Vatikan spricht vom "Staat Palästina") mit Mahmud Abbas und in Israel mit Schimon Peres - sowie mit Premier Benjamin Netanjahu in einem kirchlichen Gästehaus in Jerusalem.

Penibel versucht der Vatikan diplomatischen Stolpersteinen auszuweichen: Von Amman nach Bethlehem wählte Franziskus den für dieses Route ungewöhnlichen Hubschrauberflug, der ihm Zeit erspart, aber auch ein israelisches Protokoll an der umstrittenen Demarkationslinie am Jordan. Von Bethlehem begibt er sich im Hubschrauber zum Flughafen Tel Aviv, um politisch korrekt in Israel einzureisen.

Zu den Pflichtpunkten zählt in Israel der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem. Dieser Station stellt Franziskus einen Gang zur Klagemauer voran und einen Stopp auf dem Herzl-Berg mit dem Grab von Yizhak Rabin - einer Stätte mit hohem Symbolwert für den Friedensprozess. In Jerusalem trifft er den Großmufti wie auch die beiden Oberrabbiner.

Kein Besuch bei den Christen in Galiläa

Was fehlt, ist ein interreligiöses Treffen mit Spitzenvertretern von Juden und Muslimen. Bei den letzten Papstreisen hatten diese Begegnungen nicht den geplanten Verlauf genommen. Allerdings lässt der knappe Zeitrahmen keinen Besuch bei den Christen in Galiläa zu. Neben vier Kurienkardinäle, gehören aber auch ein Rabbiner und ein Muslimvertreter zum offiziellen Gefolge von Papst Franziskus bei seiner Reise.

Franziskus kennt den Rabbiner Abraham Skorka und den Imam Omar Abboud aus seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires und stand mit ihnen dort viele Jahre lang in freundschaftlichem Dialog. Es handele sich gleichsam um eine konkrete Art des interreligiösen Dialogs, so Vatikansprecher Federico Lombardi. Skorka werde erst am zweiten Reisetag des Papstes, am Sonntag, in Bethlehem zum Vatikan-Tross stoßen. Nach jüdischen Vorschriften darf er am Sabbat nicht reisen.

Gemeinsame Erklärung mit Bartholomäus

Im Mittelpunkt der zweiten Auslandsreise von Franziskus stehen die drei Begegnungen mit dem orthodoxen Patriarchen Bartholomäus I. - in Erinnerung an das historische Treffen von 1964. Dieses Treffen von Papst Paul VI. und dem orthodoxen Patriarchen Athenagoras vor 50 Jahren gilt als Meilenstein im ökumenischen Dialog. Es war die erste derartige Begegnung seit der Trennung zwischen der Kirche des Westens und des Ostens im Jahr 1054.

Bei einer privaten Zusammenkunft direkt nach der Ankunft des Papstes in Jerusalem werden Bartholomäus und Franziskus eine mit Spannung erwartete gemeinsame Erklärung unterzeichnen.

Es folgen ein Ökumenisches Treffen in der Grabeskirche, dem Höhepunkt der Reise, und der Gegenbesuch des Papstes beim Patriarchen auf dem Ölberg.

Nach den Open-Air Messen in Amman und Bethlehem feiert Franziskus in Jerusalem eine Messe im Abendmahlssaal (um dessen Besitz- und Benutzungsrechte bis heute gerungen wird). Der Raum bietet nur Platz für die Bischöfe des Heiligen Landes und das Papstgefolge. Auch beim vorausgehenden Gebet in der Gethsemane-Kirche sind lediglich die Priester, Ordensleute und Seminaristen dabei. Womit den einfachen Katholiken Jerusalems allenfalls eine Teilnahme an der Papstmesse in Bethlehem möglich wäre.

Blick nach Syrien

Damit sorgt das gestraffte Programm auch für Enttäuschungen. Doch Beobachter gehen davon aus, dass die Reise ein Erfolg wird: Der Papst besucht alle wichtigen Orte und trifft die wichtigen Personen. Er wird mit seinen Gesten überzeugen und die richtigen Worte wählen - an die Politiker zur aktuellen Lage, an Muslime und Juden zum Dialog, und an die Christen zur Ökumene und zu ihrer mitunter schwierigen Situation.

Und sicher wird Franziskus den Blick auch über die Grenzen hinaus auf die Krisen in den Nachbarländern richten. Zum Beispiel am Samstagabend. Da besucht der Papst die Taufstelle Jesu am Jordan und spricht dort vor Flüchtlingen und behinderten Jugendlichen. Am Sonntag fährt der Papst in das Flüchtlingslager Dheisheh in der Nähe von Bethlehem, wo er mit Kindern zusammentrifft.

 


Plakat im Westjordanland (dpa)
Plakat im Westjordanland / ( dpa )

Papst in Jordanien (dpa)
Papst in Jordanien / ( dpa )
Quelle:
KNA , epd , DR