Kölner Generalvikar Hofmann zum Ablauf der Visitation

Die Visitatoren entscheiden selbst

Papst Franziskus wird zwei Bischöfe ins Erzbistum Köln schicken, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Inzwischen haben sich die Visitatoren in Köln gemeldet. Der Kölner Generalvikar betont den Willen zur Zusammenarbeit. 

Blick auf den Kölner Dom / © 512r (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Herr Generalvikar, der Vatikan hat angekündigt, päpstliche Visitatoren in das Erzbistum Köln zu schicken. Wie bewerten Sie diese Ankündigung?

Generalvikar Markus Hofmann (Erzbistum Köln): Der Erzbischof von Hamburg und zwei Kölner Weihbischöfe, die freigestellt worden sind, haben sich an den Heiligen Vater gewandt. Jetzt kann Papst Franziskus nicht einfach aus dem Bauch heraus entscheiden, sondern er muss Fakten und klare Eindrücke vor Ort sammeln. Die gibt es in dieser Situation in Köln. Deswegen schickt er zwei hochrangige Bischöfe zu uns, die nach der pastoralen Situation schauen sollen, die sich auf Grund der Missbrauchsaufarbeitung ergeben hat und auch schauen sollen, ob es Fehler gegeben hat: von Kardinal Woelki und von den betroffenen Bischöfen.

Ich denke, das ist eine Chance, dass man offen über Schwierigkeiten, die zweifellos da sind, sprechen kann, dass man gemeinsam nach Lösungen suchen kann und Schritt für Schritt dann auch zu diesen Lösungen zu kommen. Es steht auch im Brief der Bischofskongregation, dass diese dem Kardinal persönlich und auch dem Erzbistum Köln in dieser schwierigen Zeit beistehen möchte. Ich denke, das ist eine gute Gelegenheit, das zu erfahren.

DOMRADIO.DE: Der Besuch ist für Anfang Juni angekündigt. Wie wird das ablaufen?

Hofmann: Das ist auch für uns etwas Ungewohntes, etwas Neues. Es hat inzwischen auch einen persönlichen Kontakt gegeben: Kardinal Arborelius hat sich wie angekündigt gemeldet. Es gibt demnächst sicher das eine oder andere Telefonat zwischen den beiden Kardinälen, um die Dinge vorzubereiten. Nächste Woche kommen sie dann. Dann muss man nach den weiteren Einzelheiten schauen. Die Visitatoren werden sagen, was sie tun möchten und wie sie vorgehen möchten. Wir werden sie dabei nach Kräften unterstützen.

Sie werden im Maternushaus wohnen, also direkt gegenüber vom Erzbischöflichen Haus. Wir werden Ihnen alles zur Verfügung stellen, was Sie brauchen: an Logistik, an Unterstützung, an Informationen natürlich. Sie werden uns dann mitteilen, was sie möchten, wie Sie vorgehen möchten.

DOMRADIO.DE: Wie weit gehen die Befugnisse der Visitatoren?

Hofmann: Die Befugnisse sind im Ernennungsschreiben der Visitatoren, vermute ich, näher angegeben. Im kirchlichen Gesetzbuch gibt es kaum Einzelheiten über die Befugnisse eines Visitators. Das ist von Einzelfall zu Einzelfall näher zu spezifizieren. Es ist anders, als wenn ein Administrator käme oder ein päpstlicher Delegat. Das heißt, unser Kardinal wird seine Arbeit grundsätzlich weiter machen und die Visitationen nach Kräften unterstützen. Die werden entscheiden, mit wem sie sprechen wollen. Es gibt schon Gesprächswünsche. Der Diözesanrat hat sich schon gemeldet und die Visitatoren zur Vollversammlung am 16. Juni eingeladen. Es gibt sicherlich weitere Gruppen, Kreise, Einzelpersonen, mit denen Gespräche zu führen sind.

DOMRADIO.DE: Das heißt aber, die beiden entscheiden selbst, mit wem sie sprechen wollen – oder geben Sie da Tipps?

Hofmann: Die beiden entscheiden. Wenn sie fragen: Wen haltet ihr für sinnvoll? Dann werden wir natürlich antworten. Es ist vom Kirchenrecht her so, dass diejenigen, die befragt werden, vertrauensvoll mit den Visitatoren zusammenarbeiten sollen und wahrheitsgemäß antworten sollen - selbstverständlich.

DOMRADIO.DE: Wie lange dauert das Ganze?

Hofmann: In dem Schreiben ist von der ersten Junihälfte die Rede. Das wären also etwa zwei Wochen. Jetzt haben wir erfahren, dass die Visitatoren in einer Woche kommen. Wie lange sie dann genau bleiben, steht noch nicht fest. Das ist dann zu klären und das wird sich dann ergeben. Zwei Wochen ist wahrscheinlich das Maß, von dem wir ausgehen sollten. Ich denke, besonders wichtig und entscheidend ist das, was Kardinal Woelki ja am Freitag schon erklärt hat: dass er die Visitation mit voller Überzeugung unterstützt und als Chance begreift, die Situation im Bistum gut anzuschauen, dass er gemeinsam mit allen Menschen im Erzbistum die Visitatoren begrüßen möchte und ihnen helfen möchte, ihre Aufgabe zu erfüllen. Dabei möchte ich ebenso mit voller Kraft mithelfen.


 

Msgr. Markus Hofmann / © Beatrice Tomasetti (DR)
Msgr. Markus Hofmann / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
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