Bei einer Gedenkveranstaltung für die Terroropfer am Freitag erneuerte Kardinal Malcolm Ranjith seinen Vorwurf an "gewisse Politiker", vorab informiert gewesen zu sein und die islamistischen Taten für ihre politischen Ziele genutzt zu haben, wie das sri-lankische Nachrichtenportal "Newsfirst" berichtete.
Warnung durch den indischen Geheimdienst
Es zeige sich, dass manche Menschen in einflussreichen Positionen versuchten, "die gesamte Schuld muslimischen Extremisten zuzuschieben und die Wahrheit zu vertuschen", so der Erzbischof von Colombo bei der Gedenkfeier an der Basilika Our Lady of Lanka in einem Vorort der Hauptstadt. "Aber die Wahrheit kommt jetzt ans Licht."
Bei von neun islamistischen Selbstmordattentätern verübten Anschlägen auf drei Kirchen und drei Luxushotels wurden am Ostersonntag 2019 in Colombo mehr als 250 Menschen getötet. Der indische Geheimdienst hatte die Sicherheitsorgane Sri Lankas vor der unmittelbaren Gefahr eines islamistischen Anschlags gewarnt.
Einige Politiker hatten Informationen über Anschlag
Die Untersuchung der Anschläge durch den Geheimdienstausschuss des Parlaments habe ergeben, dass einige wenige Politiker Geheimdienstinformationen über einen bevorstehenden Anschlag gekannt hätten, diese aber nicht an die zuständigen Stellen weitergaben, so der Kardinal. "Der Parlamentarische Sonderausschuss hat auch weitere Untersuchungen gefordert, um festzustellen, ob aufgrund der erhaltenen Informationen keine Maßnahmen ergriffen wurden, und ob Personen mit persönlichen Interessen versuchten, Angst, Unsicherheit und Aufruhr im Land zu schüren, die auf die Wahlen später in diesem Jahr abzielten", sagte Ranjith.
Im November 2019 gewann Gotabaya Rajapaksa die Präsidentenwahl und ernannte seinen Bruder und Ex-Präsidenten Mahinda Rajapaksa zum Premierminister. Letzterer war 2015 wenige Tage vor dem Besuch von Papst Franziskus in Sri Lanka wegen seines diktatorischen und korrupten Regierungsstils abgewählt worden. Ihr Comeback verdanken die Rajapaksa-Brüder der Sehnsucht der Wähler der buddhistischen Mehrheitsethnie der Singhalesen nach einem starken Mann als Folge des islamistischen Terrors von Ostern 2019.
Ein Gericht hat in dieser Woche ein Verfahren gegen 25 mutmaßliche Beteiligte an den Anschlägen auf März vertagt. Ein Grund ist demnach, dass zunächst die Anklageschrift auf Tamil, die Sprache der meisten Angeklagten, übersetzt werden müsse.