Die Weltwirtschaftskrise trifft Afrika schwer

"Viele Menschen werden in die Armut zurückfallen"

Die Weltwirtschaftskrise wirft Afrika bei der Armutsbekämpfung zurück. In diesem Jahr können die afrikanischen Länder nur ein Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 2,8 Prozent erwarten - nur etwa halb so viel wie 2008. Die Wirtschaft wächst nur noch wenig schneller als die Bevölkerung.

 (DR)

"Viele Menschen werden in die Armut zurückfallen," warnen die Afrikanische Entwicklungsbank und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrer am Montag in Paris vorgelegten Prognose. Am stärksten trifft die Krise laut dem Bericht das südliche Afrika, dessen Wirtschaft mit plus 0,2 Prozent praktisch stagnieren dürfte. Der boomende Öl- und Diamanten-Exporteur Angola muss einen dramatischen Absturz von rund 12 Prozent Zuwachs 2008 auf ein Minus von 7,2 Prozent befürchten.

Die Krise stoppt in Afrika eine fünfjährige Aufschwungphase mit durchschnittlichen Wachstumsraten von über fünf Prozent. "Trotzdem sollten wir nicht verzweifeln", sagte Louis Kasekende, der Chefökonom der Entwicklungsbank. Für 2010 sei wieder ein Plus von durchschnittlich 4,5 Prozent zu erwarten. Afrika sei heute wettbewerbsfähiger und besser gerüstet, eine Krise durchzustehen als vor zehn Jahren.

Die Verschuldung wird zunehmen. Der Fall der Rohstoffpreise, die sinkende Nachfrage auf dem Weltmarkt und der Rückgang von ausländischen Direktinvestitionen reiße neue Löcher in die Staatsetats, heißt es in dem Bericht. Die Entwicklungshilfe werde angesichts der Rezession in den Industriestaaten allenfalls langsam wachsen. Die Ökonomen halten es für unwahrscheinlich, dass die G-8-Staaten ihre 2007 in Heiligendamm erneuerte Zusage einhalten werden, die Hilfe für Afrika bis 2010 auf 50 Milliarden US-Dollar jährlich zu verdoppeln.

Erfolge bei der Armutsbekämpfung sind bedroht
Laut der Prognose bedroht die Krise die Erfolge bei der Armutsbekämpfung von Kairo bis Kapstadt. Nur eine Handvoll Länder werde noch das 2000 beschlossene Millenniumsziel erreichen, den Anteil der absolut Armen bis 2015 zu halbieren, heißt es. In Angola, Kongo und Nigeria leben derzeit 50 bis 60 Prozent der Einwohner in extremer Armut.

Dem Bericht zufolge verschlechtert sich die soziale Lage in vielen afrikanischen Ländern zudem, weil die Exportpreise für Öl, Kupfer und Edelsteine stärker fallen als die Kosten für den Import von Lebensmitteln. Gewaltsame Konflikte und politische Unruhen schaffen schwere wirtschaftliche Problem im Sudan, Guinea, Guinea-Bissau, Äquatorialguinea, Somalia, Madagaskar und Simbabwe.