Die zehnte Auslandsreise des Papstes hat viele Facetten - domradio.de überträgt live in Bild und Ton

Glamour, Glaube und intellektuelle Glanzlichter

Am Freitag reist Papst Benedikt XVI. erstmals in seiner Amtszeit nach Frankreich: die zehnte Auslandsreise in seinem nun nicht mehr ganz jungen Pontifikat. Mit 22 offiziellen Programmpunkten und 11 Ansprachen hat sich der Papst ein ungewöhnlich dichtes Programm vorgenommen - ein Zeichen dafür, wie sehr dem Papst Frankreich und die Entwicklung der Kirche dort am Herzen liegen. domradio.de überträgt alle wichtigen Stationen der Reise live mit deutschem Kommentar.

Autor/in:
Ludwig Ring-Eifel
 (DR)

Von Routine und Gewöhnung, wie sie sich beim Vorgänger Johannes Paul II. nach seinen über 100 Auslandsreisen einstellte, kann bei Benedikt XVI. nach dreieinhalb Jahren noch keine Rede sein. Wieder ist es eine Premiere für den deutschen Papst: ein Besuch in dem Land, das kirchenhistorisch als «älteste Tochter der römischen Kirche», seit 220 Jahren aber auch als Mutterland der radikalen Säkularisierung und der «laicite» gilt.

Als Kardinal hat Joseph Ratzinger die Auseinandersetzung mit französischern Denkern stets gesucht; er spricht nahezu perfekt Französisch und ist seit 1992 Mitglied des «Institut de France». Als Papst hat er den traditionell starken Einfluss französischer Kardinäle an der Kurie an einer wichtigen Stelle wiederbelebt: indem er den vatikanischen Spitzendiplomaten und Ex-Außenminister Jean-Louis Tauran zum Präsidenten des Rates für den Dialog mit den Religionen berief. Seither geht es an der christlich-islamischen Dialogfront ruhiger und konstruktiver zu. Die Turbulenzen um die Regensburger Papst-Vorlesung scheinen überwunden, nicht zuletzt dank Taurans diplomatischem Geschick.

Die Auseinandersetzung mit der großen muslimischen Minderheit wird bei der Frankreich-Reise denn auch nur ganz am Rande eine Rolle spielen. Anders als mit den Juden gibt es mit ihren Führern nicht einmal einen eigenen Programmpunkt. Der Papst trifft die Muslime im Rahmen seiner Begegnung mit den «Vertretern des kulturellen Lebens».

Die wirklich spannenden Punkte der Reise sind andere. Fotografen und People-Reporter werden sich vor allem auf die protokollarischen Details der Begegnung des Papstes mit Staatspräsident Nicolas Sarkozy konzentrieren - wobei in der Pracht des Elysee-Palastes nicht zuletzt dessen dritte Ehefrau Carla Bruni-Sarkozy im Blickpunkt der Medien steht. Glanzlichter anderer Art werden von den Reden des Präsidenten und des Papstes erwartet: Ein Thema dürfte die künftige Entwicklung des Staat-Kirche-Verhältnisses in Frankreich (und letztlich in ganz Europa) sein.

Einen intellektuellen Höhepunkt verspricht wenige Stunden später der Vortrag, den Benedikt XVI. im kürzlich von der Kirche zurückgekauften und frisch renovierten gotischen «College des Bernardins» vor den Vertretern des Kulturlebens hält. Ein neues Kapitel in Ratzingers lebenslanger Auseinandersetzung mit dem Thema Glaube und Vernunft ist dort zu erwarten.

Vom anschließenden Treffen des Papstes mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen erhoffen sich vor allem die Anhänger der alten Messe neue Impulse zur Versöhnung des traditionalistischen Lagers mit dem Rest der Kirche. Eine Messe unter freiem Himmel, zu der 250.000 Teilnehmer erwartet werden, rundet den ereignisreichen Besuch in Paris ab.

Am Samstagnachmittag reist Benedikt XVI. weiter nach Lourdes - den Ort der genau 150 Jahre zurückliegenden Marienerscheinungen und der seither ununterbrochenen Kette von Pilgerfahrten und medizinisch nicht erklärbaren Heilungen. Verglichen mit den Pariser Höhepunkten der Reise werden in Lourdes die leisen Töne dominieren: Wie sein Vorgänger wird der Papst in der Erscheinungsgrotte beten, und er wird mit Hunderttausenden Pilgern Gottesdienst feiern. Als besondere Geste für die Kranken und Behinderten hat der Papst für den letzten Tag seiner Reise noch einen Klinikbesuch und einen eigenen Gottesdienst mit ihnen vorgesehen, bevor er am Montagmittag nach Rom zurückfliegt.