Autor Peter de Groot war in der Eifel:
Von bewaldeten Höhenzügen umgeben, hat sie ihren Platz im Salmtal nahe Wittlich in der Eifel: die Zisterzienserabtei Himmerod. Das Salmtal ist eine der wasserreichsten Gegenden in Rheinland-Pfalz. "Hic est vere claustrum beatae Mariae virginis" soll der heilige Bernhard von Clairvaux (1091-1153) gesagt haben, als er sich dort vor 875 Jahren aufhielt und den Standort für das Kloster aussuchte. Der heutige Abt Bruno Fromme (72) übersetzt dies so: "Hier ist wahrhaft der Schoß der seligen Jungfrau Maria".
Mit einem Jubiläumsjahr unter der Schirmherrschaft des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) erinnert die Abtei daran, dass Bernhard vor besagten 875 Jahren ihren Standort erwählte. Und sie erinnert an noch zwei weitere markante Daten: 1920 - vor 90 Jahren also - wurde die Abtei von Mönchen aus Bosnien wiederbesiedelt. In der Zeit der Franzosenherrschaft war sie 1802 aufgehoben worden. In den Jahren danach wurden Abtei und Abteikirche vor allem als Steinbruch genutzt. Die Weihe der wiedererrichteten barocken Abteikirche vor 50 Jahren und die Gründung einer Tochterabtei im brasilianischen Itaporanga vor 75 Jahren sind weitere Geschehnisse, die Anlass geben für eine Vielzahl an Veranstaltungen, Konzerten und Ausstellungen.
Eine benediktinische Reformbewegung
Die Zisterzienser, ihres Ordensgewands wegen auch "weiße Mönche" genannt, sind eine benediktinische Reformbewegung, gegründet 1098 im französischen Citeaux. Es war Bernhard von Clairvaux, der für eine rasche Ausbreitung des Ordens über Frankreich hinaus sorgte. Himmerod sei die im deutschsprachigen Raum erste und heute noch einzig existierende persönliche Gründung eines Zisterzienserklosters durch Bernhard, weiß Abt Bruno. In Bernhards Äußerung macht der Abt das "Alleinstellungsmerkmal" von Himmerod aus: Das Kloster als ein Ort der Menschwerdung und Barmherzigkeit, als ein Ort, wo der Mensch Mensch werde.
In seiner Frühzeit zählte Himmerod, das einst ordensintern als ein "Kloster der Heiligen" rangierte, an die 300 Mönche. Heute sind es elf, der jüngste ist 20, der älteste 80 Jahre alt. Nach wie vor gilt im Grundsatz ein Schweigegebot, bei den Mahlzeiten zum Beispiel. "Ein Mönch soll nicht jede Gelegenheit suchen, nach draußen zu gehen und zu schwatzen, zu tratschen", sagt Abt Bruno.
Zum Klosteralltag der Mönche zählt nach der benediktinischen Regel auch die Arbeit: Himmerod ist nicht zuletzt auch ein Unternehmen. Die Abtei beschäftigt rund 40 Ganz- und Teilzeitkräfte. Da gibt es etwa den Klosterladen, eine Buch- und Kunsthandlung, eine Klostergaststätte und den Verlag "Himmeroder-Drucke". Es gibt Fischzucht und Milchwirtschaft. Angeboten werden etwa ein "Abteibier", ein "Eifel-Viez" genannter Apfelwein, Honig aus der klostereigenen Imkerei, "Himmeroder Kräutertee" und "Himmeroder Klosterlikör".
Ganzjährig steht das Kloster Besuchern offen
Zu dem im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Solarpreis bedachten Kloster gehört auch eine Biomasse-Heizanlage, eine zum Museum und zu einer Begegnungsstätte umfunktionierte "Alte Mühle" sowie auch eine "Initiative Sudan", die seit zwölf Jahren Schulen, Jugendliche und Kirchengemeinden im Südsudan unterstützt.
Ganzjährig steht das Kloster Besuchern offen. Es bietet Tage der Besinnung und Einkehr an. Etwa 100 Gästebetten stehen zur Verfügung. Abt Bruno hofft, dass sich die Auslastung von übers Jahr gesehen knapp 30 Prozent steigern lässt, spricht von benediktinischer Gastfreundschaft. Was er von Gästen erwartet? "Dass sie auch in irgendeiner Form Gottsucher sind."
Abt Bruno hat sein Amt seit 1991 inne, ist der 55. Abt von Himmerod. Wie sieht er die Zukunft der Abtei? In jedem Fall will er die "Autonomie und Autarkie" der Abtei erhalten wissen, gegebenenfalls mit Hilfe von Freunden und Förderern. Man habe nichts zu verscherbeln, die Abtei solle wenigstens so erhalten werden, "dass wir vor unseren Gründern und vor den Zeitgenossen bestehen können".. "Ich glaube fest an unsere Zukunft", sagt der Abt.
Die Zisterzienserabtei Himmerod begeht ihr Jubiläumsjahr
Im Glauben an eine Zukunft
Am 20. August erinnert die katholische Kirche an den Todestag des Gründers des Zisterzienserordens, Bernhard von Clairvaux. In Himmerod in der Eifel steht die erste und einzige von ihm gegründete Abtei. Im Interview mit domradio.de spricht Hermann Josef Roth über die 875-jährige Geschichte des Klosters, die in diesem Jahr gefeiert wird.
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