Dienstältester Bischof der Weltkirche stirbt

1945 in Rom zum Priester geweiht, kehrte Otcenasek nach Kriegsende in seine Heimat zurück. Dort war er stellvertretender Rektor des Königgrätzer Priesterseminars bis zu dessen Auflösung durch die kommunistischen Machthaber. Als erst 30-Jähriger wurde Otcenasek am 30. April 1950 geheim und ohne Zustimmung der staatlichen Behörden zum Bischof geweiht.



In der Folge wurde er verhaftet und 1951 in ein Internierungslager deportiert, in dem auch der Prager Erzbischof Frantisek Tomasek (1899-1992) gefangengehalten wurde. In einem Schauprozess verurteilten die Kommunisten Otcenasek 1954 zu 13 Jahren Haft.



"Offiziell" erst seit 1989

Auch nach seiner Entlassung aufgrund einer Amnestie 1962 durfte der Bischof nicht als Seelsorger tätig sein und musste in einer Molkerei arbeiten. Das änderte sich erst nach einer Intervention durch Papst Paul VI. Nach dem militärisch zerschlagenen Prager Frühling, in der Zeit der sogenannten Normalisierung, sah sich Otcenasek erneut wiederholten Demütigungen ausgesetzt. Sein Bischofsamt konnte er erst nach der "Samtenen Revolution" 1989 ausüben, obwohl er schon 40 Jahre zuvor geweiht worden war.



1998 gab Otcenasek sein bischöfliches Leitungsamt aus Altersgründen auf. Bis zu seinem Tod stand er der Kommission Gerechtigkeit und Frieden der Tschechischen Bischofskonferenz vor und setzte sich für eine Wiedergutmachung und Entschädigung zu Unrecht verfolgter Geistlicher in seinem Land ein. Für seine Verdienste verlieh ihm Papst Johannes Paul II. 1998 den persönlichen Titel eines Erzbischofs.



Im vergangenen Jahr wurde der 90. Geburtstag des Bischofs öffentlich gefeiert. Damals würdigte ihn der anwesende Staatspräsident Vaclav Klaus als herausragende Persönlichkeit und bedeutende moralische Autorität.