Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff benutzte seit Wochen vor allem ein Wort: "Golpe" ("Putsch"). Die erste Präsidentin Brasiliens hat gelernt zu kämpfen, sie hat den Folterkeller in der Militärdiktatur überlebt, den Krebs besiegt.
Aber in diesem Kampf, der in die Geschichte Brasiliens eingeht, stand sie zuletzt auf verlorenem Posten. Mit einer bewegenden Rede, die sich weniger an die in ihrem Urteil festgelegten Senatoren richtete, sondern an das Volk und die Welt wetterte sie gegen eine "Allianz der Putschisten", nach der Folter erfahre sie wieder große Ungerechtigkeit. Viele könnten einfach nicht mit einer Frau an der Spitze des fünftgrößten Landes der Welt leben.
Vorwürfe wie Haushaltstrickserien waren für sie nur ein Vorwand. Seit 2011 im Amt und 2014 wiedergewählt, hatten aber ein parteiübergreifender Korruptionsskandal und die Rezession ihre Umfragewerte abstürzen lassen. Der oft technokratisch wirkenden, wenig charismatischen Rousseff schlug viel Hass entgegen.
Auf Demonstrationen waren aufblasbare Figuren der Renner, die Rousseff in Sträflingskleidung zeigten. Gerade viele aus der Oberschicht sahen sie als gefährliche Kommunistin, die sich mit Sozialprogrammen die Zustimmung unterer Schichten erkauft habe.
Die 68-Jährige regierte zuletzt ohne Fortune, hatte kein Rezept zur Überwindung der Krise, mitunter aufbrausend, vertraute sie nur einem engen Zirkel. Sie ist zwei Mal geschieden, ihre Mutter und ihre Tochter leben mit ihr in Brasília. Anhänger attestieren der früheren Guerillakämpferin ein "Mutiges Herz". Aber sie hat weniger Volksnähe als Vorgänger Luiz Inacio Lula da Silva. Durch den Verlust der meisten Koalitionspartner war die Tochter eines Migranten aus Bulgarien zur machtlosen Präsidentin geworden. (dpa/Stand 01.09.16)