Kurz nach Schulbeginn waren am Mittwoch Polizeibeamte in die Schule Berufsschule 11 in Nürnberg gekommen, um den 20 Jahre alten Asef N. abzuholen. Er sollte noch am selben Abend mit dem Flugzeug in seine Heimat abgeschoben werden. Mitschüler setzten sich vor den Streifenwagen, hinderten die Beamten an der Abfahrt. Danach kam es zu tumultartigen Szenen mit bis zu 300 Demonstranten.
Die Sitzblockade sei von der Schülervertretung ausgegangen, berichtete Schulleiter Michael Adamczewski der Deutschen Presse-Agentur. "Dazu gehört hohe Courage." Der Schulsprecher habe die Aktion beenden wollen und den Mitschülern zugerufen, den Streifenwagen freizugeben. Danach seien Polizeibeamte aber auf die Schüler eingestürmt. "Die Situation hätte auch ganz anders, friedlich beendet werden können", sagte der Schulleiter. Neun Polizisten wurden bei dem Einsatz verletzt, fünf Menschen vorübergehend festgenommen. Auch unter den Schülern gab es nach Angaben der an der Sitzblockade Beteiligten Verletzte.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) machte die linksautonome Szene verantwortlich. Personen aus der linkextremistisch-autonomen Szene hätten gezielt die Polizei angegriffen.
Der Afghane soll bei dem Polizeieinsatz mit Rache gedroht haben. Als Polizisten ihn von einem von Demonstranten umstellten Streifenwagen in ein in der Nähe stehendes Polizeifahrzeug bringen wollten, habe er wütend gerufen: "Ich bin in einem Monat wieder da. Und dann bringe ich Deutsche um", hatte der Nürnberger Polizeidirektor Hermann Guth am Donnerstag berichtet.
"So eine Aussage, wenn sie gefallen ist, muss man natürlich im Kontext der Situation sehen", sagte Adamczewski. Der junge Afghane habe drei Stunden in einem aufgeheizten Streifenwagen verbracht, um ihn herum die Tumulte.
Das örtliche Amtsgericht lehnte am Donnerstag die von der Zentralen Ausländerbehörde der Regierung von Mittelfranken beantragte Abschiebehaft ab. Asef N. ist deshalb wieder auf freiem Fuß. Das Landgericht bestätigte diese Entscheidung am Freitag. (dpa, Juni 2017)