Diskussion um die "Pille danach"

Frauenärzte geben Meisner Recht

Die Debatte um die "Pille danach" hat zuletzt mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Der Berufsverband der Frauenärzte stellt nun klar: Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner liegt mit seiner Erklärung richtig.

 (DR)

Es gebe in Deutschland zwei Präparate mit ausschließlich empfängnisverhindernder Wirkung, sagte Verbandspräsident Christian Albring am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Hannover. Damit würden die von Meisner gestellten Kriterien bei der Behandlung von Vergewaltigungsopfern in katholischen Krankenhäusern erfüllt.

Laut Albring verhindern Präparate mit dem Wirkstoff Ulipristal den Eisprung der Frau für fünf Tage, mit dem Wirkstoff Levonorgestrel für drei Tage. "Das ist nichts anderes als eine Schwangerschaftsverhütung." Eine abtreibende Wirkung lasse sich hier ausschließen. Die Präparate namens "Ellaone" mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat und "Pidana" mit dem Wirkstoff Levonorgestrel seien auf Rezept in deutschen Apotheken problemlos erhältlich.

Für Verwirrung sorgte nach Ansicht des Frauenarztes vorübergehend das Präparat «Ellaone», das unter Medizinern derzeit als erste Wahl gilt. Hier sei anfangs nicht ausgeschlossen worden, dass die Pille auch eine bereits befruchtete Eizelle an der Einnistung in die Gebärmutter hindern und dieser die Lebensgrundlage entziehen könnte. Dies sei aber nach den neuesten, internationalen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht der Fall.

Erzbistum: "Herr Lohmann saß auf eigene Rechnung im Studio"

Beim ARD-Talk "Günther Jauch" hatte der katholische Journalist Martin Lohmann gesagt, er wünsche sich, dass der Erzbischof von Köln noch einmal erkläre, "was er gemeint hat". Am Montag zeigte sich das Erzbistum Köln laut dem "Kölner Stadtanzeiger" überrascht von der hitzigen Debatte. Nach Informationen des Kardinals existiere "eine so genannte ‚Pille danach‘, die allein die Wirkung hat, eine Befruchtung zu verhindern", sagte demnach Bistumssprecherin Nele Harbeke.

Der Kardinal stütze sich bei seiner Entscheidung auf aktuelle medizinische und pharmazeutische Studien und Erkenntnisse. Dabei sehe er sich auch durch eine Stellungnahme des Bundesverbandes der Gynäkologen bestätigt, die zwei entsprechende Präparate nennt. „Herr Lohmann saß auf eigene Rechnung im Studio und nicht im Auftrag des Kardinals“, machte das Bistum deutlich.

Meisner: Schutz der Menschenwürde geht vor

Einnistungshemmende Präparate hatte Meisner in seiner am Donnerstag veröffentlichten Erklärung abgelehnt, da einer befruchteten Eizelle nach Auffassung der katholischen Kirche der Schutz der Menschenwürde zukommt. Ebenfalls nicht in Betracht kommt nach kirchlichem Verständnis die "Abtreibungspille" RU-486, die in EU-Mitgliedsländern bis zur 9. Schwangerschaftswoche eingesetzt werden kann.

Anlass für die aktuellen Debatten ist der Umgang zweier katholischer Kliniken in Köln mit einem mutmaßlichen Vergewaltigungsopfer. Die Ärzte verweigerten eine Untersuchung der Frau mit dem Hinweis darauf, dass damit ein Beratungsgespräch über eine mögliche Schwangerschaft und deren Abbruch sowie über das Verschreiben der "Pille danach" verbunden sei. Der Fall sorgte bundesweit für Schlagzeilen.


Quelle:
KNA , DR