domradio.de: Im Express haben Sie gesagt, der Domvorplatz sei ein "Knotenpunkt der städtebaulichen Hässlichkeit". Was gefällt Ihnen denn nicht?
Monsignore Robert Kleine: Es ist ja der Platz, der zwischen Touristeninformation, Café Reichert, Domforum und dem Domvorplatz selber liegt. Da gefällt mir eigentlich gar nichts. Angefangen von der Kreuzblume - wo sie steht und wie sie steht. Sie wächst aus einem Blumenbeet heraus, das in meinen Augen dort gar keinen Sinn macht. Es ist ein Platz, an dem viel Flickschusterei betrieben wurde. Zum Teil ist er mit drei verschiedenen Pflasterungen asphaltiert. Es gibt wild herum stehende, hässliche Beton-Poller, die auch noch krumm und schief sind, weil sie immer wieder zum Karneval herausgenommen und nachlässig eingebaut werden. Es gibt Mülleimer und Briefkästen, die im Wege stehen, sowie Hinweistafeln auf Bimmelbahnen, die um die Ecke abfahren. All das scheint vollkommen planlos in den Boden eingelassen worden zu sein. Vor der Touristeninformation gibt es sogenannte Kundenstopper, so dass der Bürgersteig noch schmaler wird, als er eigentlich schon ist. Es kommen Touristenmassen aus der Richtung von St. Andreas, wo die Busse sie ausspucken. Man wird von Rikschafahrern umgenietet und muss auf Touristen und die Bimmelbahn aufpassen, die sich über die Straße "Burgmauer" wälzen. Also, es ist insgesamt ein Chaos und einem solchen Ort nicht würdig, an dem ich doch in Ruhe den Dom anschauen möchte.
domradio.de: Was ist denn Ihr Vorschlag, wie die Domplatte an der Seite des Kardinal-Höffner-Platzes aussehen sollte?
Monsignore Robert Kleine: In der Stadt rund um den Dom tut sich viel. Das ist im Osten des Domes mit dem neu gestalteten Baptisterium der Fall. Es verschwinden viele Schmutzecken. Die hässlichen Betonpilze Richtung Norden des Domes, Richtung Deichmannhaus sind bereits verschwunden. Und wenn wir den Westen in den Blick nehmen, da könnten wir doch einfach die Pflasterung des Roncalliplatzes und der oberen Domplatte bis zu den Stufen fortsetzen. Dann hätten wir ein einheitliches Pflaster, das dann sozusagen bis zum Ende des Domforums geht. Man hätte ferner die Möglichkeit zu überlegen, ob die "Burgmauer" eine Durchgangsstraße sein muss oder ob es nicht gelingen kann, das Stück vom Domforum bis zur Trankgasse als Fußgängerzone zu gestalten und das ganze einheitlich mit ansprechenden Lampen zu möblieren. Man sollte auch schauen, was an Schildern unbedingt dort stehen muss und was entsorgt werden kann. Es sollte die Möglichkeit geben, dort flanieren zu können, die Treppen runter zu gehen und den Dom aus etwas größerer Entfernung auf sich wirken lassen. Das wäre für mich der letzte Punkt der Umgestaltung der Dom-Umgebung, aber ein sehr wichtiger. Denn das ist der Knotenpunkt, an dem zig Tausende tagtäglich vorbeigehen und sich an dem bisherigen Gemurkse vorbeischieben müssen.
domradio.de: Sprechen wir noch kurz über den Eingangsbereich des Domes. Nur wenn man vom Bahnhof kommt, muss man Stufen steigen. Ist der Eingangsbereich ideal gestaltet?
Monsignore Robert Kleine: Das ist sicherlich das Grundproblem der Domplatte. Der größte Fehler wurde damals gemacht, als die Tiefgarage mit einer solchen Stockwerktiefe gebaut wurde. Man hat nicht so angefangen, dass man die Garage etwas tiefer gelegt hat, um oben noch Stufen zu haben, die in den Dom hinein führen. Das ist stattdessen nun eine glatte Ebene. Es schwemmt jetzt quasi die Leute über die Hohe Straße ohne irgendeine Stufe in den Dom hinein oder zur anderen Seite wieder über die Stufen zum Bahnhof hinunter. Es fehlt im wahrsten Sinne des Wortes eine Schwelle, an der ich merke, dass ich mich anders verhalte als draußen. Draußen ist öffentlicher Platz, an dem ich essen und trinken kann. Aber dann, nur durch eine Schiebetür getrennt, bin ich in einem heiligen Raum. Dieses Gefühl geht vielen Leuten ab. Die merken das nicht, wundern sich und diskutieren viel mit den Domschweizern. Sie merken nicht, dass dies nicht die Verlängerung der "Hohe Straße" oder der Vorraum des Hauptbahnhofs ist. Es ist eine Kirche, ein Gotteshaus und hier sollte man sich auch dementsprechend verhalten. Aber das werden wir nicht ändern können, weil es illusorisch ist, dass die Tiefgarage geändert wird. Es ist und bleibt ein Fehler, aber dann sollte man wenigstens das Umfeld schöner gestalten.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.