Dominikanerpater wirft Stoiber-Kritikern "persönliche Rache" vor

Rückendeckung aus dem Orden

"Nachkarten" und "persönliche Rache" wirft der Trierer Sozialethiker Wolfgang Ockenfels den Kritikern von Bayerns Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) vor. Der Fall der Fürther Landrätin Gabriele Pauli, der für seinen jetzigen Abstieg herhalten müsse, sei eigentlich lächerlich, sagte der Dominikanerpater der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch in Trier. Eine entscheidende Rolle spiele vielmehr, dass Stoiber in seiner langen Regierungszeit bei Postenbesetzungen immer wieder Leute übergangen habe, die sich Hoffnungen auf ein politische Karriere machten. Eine Rolle dürfte auch Stoibers Verzicht auf einen Kabinettsposten in der Regierung Merkel gespielt haben. Das hätten ihm vor allem jene nicht verziehen, die sich selbst bereits in Stellung gebracht hätten.

 (DR)

Als wichtiges Kriterium bei einer möglichen Neubesetzung des Minsterpräsidentenamtes bezeichnete es Ockenfalls, ob sich ein neuer Kandidat mit den überwiegend katholischen Bürgern Bayerns verstehe. Die Konfessionalität des Regierungs-Chefs spiele aber eine eher untergeordnete Rolle. Entscheidend sei, ob der Minsterpräsident "eine Ahnung von der katholischen Soziallehre hat, die eben keine konfessionellen Schranken aufbaut".

Ein reibungsloses Verhältnis zwischen katholischer Kirche und CSU hat es nach Ansicht des Paters, der an der Universität Trier Christliche Sozialwissenschaften lehrt, weder in der Ära Strauß noch bei Stoiber gegeben. Die CSU habe sich nie als verlängerter Arm Roms verstanden. So zeige sich die Eigenwilligkeit in der Frage der Schwangerschaftskonfliktberatung. Auch am christlichen Familienleitbild mache die CSU Abstriche. Das ändere aber nichts daran, dass sie das "C" in ihrem Namen wesentlich ernster nehme als die CDU.

Gerade in einer Zeit, wo der "gewöhnliche Pragmatismus und Populismus" die regierenden Parteien zu manchen faulen Kompromissen nötige, sei eine Rückbesinnung auf stabile christliche Fundamente in der Politik nötig, so Ockenfels. Dazu müssten auch die Kirchen einen stärkeren Beitrag leisten.