Dompropst entsetzt über Gipfelkreuzangriffe in Bayern

Das ist doch die Höhe

Im Tölzer Land mehren sich Fälle von Vandalismus gegen Gipfelkreuze. Der Kölner Dompropst zeigt sich entsetzt und verständnislos. Als passionierter Bergsteiger stellte er selbst einmal ein Kreuz mit Jugendlichen auf. 

Autor/in:
Melanie Trimborn
Wanderer erreichen Gipfelkreuz / © Angelika Warmuth (dpa)
Wanderer erreichen Gipfelkreuz / © Angelika Warmuth ( dpa )

Ein Unbekannter soll nach Polizeiangaben am Samstagabend einen fünf Meter langen Längsbalken des Eichenkreuzes am 2.102 Meter hohen Schafreiter mit einer Axt und einer Säge zerstört haben. Das war bereits der dritte Fall von Vandalismus an einem Gipfelkreuz in diesem Jahr. Der Kölner Dompropst Gerd Bachner kann nicht nachvollziehen, warum jemand so etwas macht. "Kreuze tun keinem Menschen weh," sagte er gegenüber domradio.de. Sie seien eine Bereicherung.

Alpenverein rätselt über Motive

Unterdessen rätselt auch der Deutsche Alpenverein über die Hintergründe der Attacken. Gemeinsam mit der Polizei sei eine Belohnung für Hinweise auf den Gipfelkreuz-Hacker ausgelobt worden, sagte Thomas Bucher, Pressesprecher des Deutschen Alpenvereins (DAV), am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ob hinter den Attacken religiöse Motive stecken, ist laut Bucher unbekannt. "Die christlichen Symbole sind in den Alltag der Bergsteiger so eingeschlossen, dass das Kreuz einfach dazugehört", sagte Bucher.

Einer von ihnen ist der Kölner Dompropst. Gerd Bachner freut sich, dass es diese Zeichen gebe. "Manche Menschen sehen das Kreuz ja nicht als christliches Symbol, sondern eine Wegmarke oder als Fotomotiv." So wie viele ein Kreuz als Schmuck tragen würden, ohne die religiöse Bedeutung damit zu verbinden.

Dompropst stellte selbst ein Kreuz auf

Der Kölner Dompropst ist selber ein passionierter Bergsteiger. Schon vor über 40 Jahren wanderte er – damals noch als Kaplan – mit einer Ferien-Freizeit-Gruppe von 150 Jugendlichen in Österreich. Sie erreichten einen Gipfel, auf dem es kein Kreuz gab. "Das ist nicht wirklich ein Berg, wenn da kein Kreuz ist", hätten die Jugendlichen zu ihm gesagt. Kurzer Hand entschieden sich Bachner und die Jugendlichen, etwas zu unternehmen. "Dann haben wir die ganze Ferienfreizeit genutzt, ein Kreuz zu zimmern", erinnert sich Bachner. "Wir haben dann am Ende der Zeit das Kreuz auf den Gipfel getragen."

Aber das Kreuz hielt nicht lange. Anders als von einem Täter mit einer Axt, zerstörte es ein Blitzeinschlag. "Es war nur noch der Stumpf übrig, der Rest war abgesprungen. Wir haben den Blitzableiter vergessen." Aber zum Erstaunen Bachners stand bei der nächsten Freizeit wieder ein neues Kreuz auf dem Gipfel. Andere Menschen hatten ein neues gebaut und es mit dem alten Kreuz verbunden. "Es geht etwas verloren und andere arbeiten weiter". Das sei eine schöne Botschaft.

Näher bei Gott

Der Dompropst genießt es, an einem Gipfelkreuz anzukommen. "Man fühlt sich schon näher an Gott, wenn man oben auf einem Gipfel steht und die Menschen ganz klein unten in den Tälern sieht." Wenn man religiös sei, dann sei man mit seinen Gedanken beim Schöpfer. Das Kreuz mache das eigentlich nur nochmal deutlich.


Ganz oben: Dompropst Bachner (Dombauhütte Köln)
Quelle:
DR