Dompropst Schäfer über das 1000-jährige Jubiläum des Wormser Doms

Die Krone der Stadt

Der Wormser Dom wird in diesem Jahr 1000 Jahre alt. Dompropst Tobias Schäfer erzählt im DOMRADIO.DE-Interview die Geschichte der Weihe, was für ihn der schönste Moment im Dom ist - und warum das Kirchengebäude "die Krone der Stadt" genannt wird.

Der Wormser Dom / © Torsten Hemke/3dtopevent.info (dpa)
Der Wormser Dom / © Torsten Hemke/3dtopevent.info ( dpa )

DOMRADIO.DE: In Köln haben die Menschen fast eine persönliche Beziehung zum Dom. Ist das bei Ihnen in Worms auch so?

Dompropst Tobias Schäfer (Worms): Das ist in Worms schon auch so. In Worms leben zwar keine Millionen, sondern nur 85.000, aber auch hier hat jeder seine ganz persönliche Beziehung zum Dom. Der Dom ist schon ein identitätsstiftendes Merkmal.

DOMRADIO.DE: Gehen die Wormser denn rein in den Dom? In Köln ist es so: Die Touristen gehen rein, die Kölner meist drumherum. Das reicht ihnen.

Dompropst Schäfer: Man schaut den Dom natürlich gerne von außen an, das ist keine Frage. Aber die Wormser gehen schon auch rein, und wenn es nur ist, um eine Kerze anzustecken. Der Dom ist ein wichtiges Zentrum in der Stadt.

DOMRADIO.DE: Für alle, die den Wormser Dom nicht vor Augen haben: Was sieht man, wenn man sich dem Dom nähert?

Dompropst Schäfer: Der Wormser Dom wird gerne auch als "die Krone der Stadt" bezeichnet und das ist schon sehr treffend, weil er als romanischer Bau mit vier runden schlanken Türmen an allen vier Ecken und mit einem zentralen Turm in der Mitte tatsächlich ein bisschen aussieht wie eine Krone. Außerdem steht der Dom auf einem Hügel, der höchsten Erhebung der mittelalterlichen Stadt. Er ist deshalb von allen Seiten wie eine Krone über der Stadt erkennbar.

DOMRADIO.DE: Und wenn man dann reingeht in die Krone: Was für eine Atmosphäre erwartet einen dort?

Dompropst Schäfer: Viele sind erst mal überrascht, weil er auf den ersten Blick sehr dunkel wirkt. Man kommt aus der Sonne in einen dunklen Bau und erst allmählich, wenn sich die Augen an das Dämmerlicht gewöhnt haben, erschließt sich die Schönheit und die Atmosphäre des Domes. Das gibt ihm etwas Mystisches und Besonderes.

DOMRADIO.DE: Und dann sieht man auch noch Luther im Dom, richtig?

Dompropst Schäfer: Ja, es gibt tatsächlich ein Fenster im Wormser Dom, das Martin Luther hier auf dem Reichstag zeigt. Das ist das sogenannte Geschichtsfenster, auf dem alle möglichen Episoden der Wormser und der Dom-Geschichte dargestellt sind. Da gehört der Reichstag von 1521 mit Martin Luther dazu.

DOMRADIO.DE: Und wenn jetzt jemand so ein gewaltiges Jubiläum feiert, dann ist das natürlich auch ein Moment, in dem man sich zurücklehnt und Geschichten erzählt nach dem Motto: Weißt du noch? Was für Geschichten erzählt man sich denn in Worms rund um den Dom?

Dompropst Schäfer: Worms hat ja im ganzen Mittelalter auch reichspolitisch eine große Rolle gespielt. Deshalb gibt es eine Menge Geschichten rund um den Dom. Das fängt an damit, dass hier 1048 ein Papst gewählt worden ist, Kaiser Friedrich II. hat hier geheiratet, aber auch schon die Domweihe selbst ist eine besondere Geschichte. Der Kaiser war im Grund nur auf der Durchreise und hat festgestellt, dass der Dom so gut wie vollendet ist. Und weil Friedrich II. auf dem Weg zu einem Feldzug war, dachte er, es sei vielleicht ein besonderer Segen, wenn er dem lieben Gott noch schnell eine Kathedrale schenkt. Er hat den Bischof dann genötigt, den Dom noch in seiner Anwesenheit zu weihen. Man hat dann wirklich bei Nacht und Nebel die Baustelle aufgeräumt, damit man anderntags den Dom weihen konnte - das war am 9. Juni 1018.

DOMRADIO.DE: Das ganze Jahr 2018 wird gefeiert. Was können die Menschen erleben, wenn sie nach Worms kommen?

Dompropst Schäfer: Der Höhepunkt ist im Juni um den eigentlichen Weihetag herum. Wir werden von Mai bis Oktober eine Ausstellung im Dom haben, die die tausendjährige Geschichte des Doms beleuchten wird. Es wird im September eine besondere Illumination des Domes geben - innen und außen. Sie soll die Geschichte lebendig machen. Und es wird über das ganze Jahr verteilt zahlreiche Konzerte geben. Die Domchöre von Mainz und Speyer sind zu Gast. Es gibt eine ganze Reihe von Veranstaltungen und der Höhepunkt ist im Juni der Rheinland-Pfalz-Tag und die anschließende Festwoche rund um das eigentliche Weihejubiläum.

DOMRADIO.DE: Was ist Ihr schönster Moment im Dom?

Dompropst Schäfer: Für mich ist es immer wieder ganz erhaben einfach am Altar zu stehen und dort Eucharistie zu feiern. Dafür ist der Dom gebaut worden.

Das Interview führte Heike Sicconi.


Quelle:
DR