domradio stellt die Ergebnisse einer Eltern-Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung vor

Unter Druck und verunsichert

Eltern stehen nach einer Studie zunehmend unter vielfältigem Druck. Dieser bezieht sich sowohl auf die Erziehung und Bildung der Kinder, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die finanzielle Situation, als auch auf Rollenerwartungen, wie aus der am Mittwoch im domradio vorgestellten Untersuchung der Konrad Adenauer Stiftung hervorgeht. Sie befasst sich mit Selbstverständnis und Befindlichkeit von Eltern in unterschiedlichen Lebenslagen.

 (DR)

Die Studie warnt zugleich vor der Herausbildung einer neuen Klassengesellschaft. So stellt sie ein "deutliches Auseinanderdriften der Milieus sowohl in räumlicher wie in kultureller Hinsicht" fest.

Verschiedene Schichten entwickelten "einander fremde Sinn- und Wertehorizonte". Vor allem die bürgerliche Mitte grenze sich deutlich nach unten ab. Der Co-Autor der Studie, Carsten Wippermann, sprach von einer "Kontaktsperre". Der untere Rand der Gesellschaft drohe den Anschluss zu verlieren und zu resignieren.

Erziehungsstress
Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) forderte mehr Aufmerksamkeit für Eltern. Familien brauchten mehr Zeit für sich.

Eltern müssten durch besseres Zeitmanagement entlastet werden.
Zugleich verwies sie auf die Anstrengungen der Bundesregierung zum Ausbau der Kinderbetreuung sowie auf das Elterngeld. Für die Studie wurden 500 Eltern mit Kindern im Alter von bis zu 17 Jahren befragt; darüber hinaus gab es Interviews mit jeweils 50 Müttern und Vätern. Diese wurden repräsentativ nach ihrer Milieuzugehörigkeit ausgewählt.

Rund ein Drittel der Befragten fühlt sich durch den Erziehungsalltag oft gestresst, etwa die Hälfte sieht sich gelegentlich gestresst. Betroffen sind demnach vor allem Familien der "bürgerlichen Mitte", die sich zunehmendem Wettbewerbsdruck ausgesetzt sehen.

Investition in Kinder
Viele Eltern dieser Schicht verzichten laut Umfrage auf eigenen Konsum, um in die Zukunft ihrer Kinder zu investieren. Wesentlich ist dabei die Bildung. Für drei Viertel aller Befragten ist ein guter Schulabschluss des Kindes "sehr wichtig" und für 22 Prozent "eher wichtig". Rund 40 Prozent der Eltern helfen ihren Kindern täglich bei den Hausaufgaben. Dabei wird sowohl die Wahl der Schule als auch des Wohnorts zu einem Mittel sozialer Abgrenzung. Wippermann verwies dabei auf einen deutlichen Zuwachs an Privatschülern.
Deutliche Milieuunterschiede zeigen sich auch im Rollenverständnis.

Rund 45 Prozent der Befragten sehen die Mutter als verantwortlich für die Erziehung der Kinder; für etwas mehr als die Hälfte sind es inzwischen beide Elternteile. Letzteres gilt vor allem für die bürgerliche Mitte, während sich die unteren Schichten noch deutlich am traditionellen Rollenverständnis mit einem hervorgehobenen Vaterbild orientieren. Bei der Mittelschicht sieht sich der Vater allerdings zunehmend unter Druck, "den Spagat" zwischen wachsenden beruflichen und familiären Ansprüchen gerecht zu schaffen.

Beim religiös-verwurzelten Milieu haben laut Studie Ansehen und Zusammenhalt der Familie einen zentralen Stellenwert. Idealbild sei hier die Großfamilie als Lebensform und Lebensziel. Dies führe nicht selten zu einem "sich Aufopfern" vor allem der Frauen, die darauf mit generalisierter Unzufriedenheit reagierten. Aufstiegs- und Wohlstandswünsche würden meist auf Kinder und Enkel übertragen.