domradio.de übertrug Rosenmontagszug

Stürmische "Ruzica" trifft tapfere Jecken

Diffuse Angst vor Terror, Sicherheitsdiskussionen nach Silvester und jetzt auch noch ein Sturmtief - der Karneval steht in diesem Jahr unter keinem guten Stern. Die Kölner Jecken feiern trotzdem und das Wetter hält.

Autor/in:
Yuriko Wahl-Immel und Jonas-Erik Schmidt
Prinz Thomas II. fährt unter einer Brücke hindurch / © Oliver Berg (dpa)
Prinz Thomas II. fährt unter einer Brücke hindurch / © Oliver Berg ( dpa )

Der Frohsinn hat es in diesem Jahr wirklich nicht leicht. In Köln heißt das Karnevalsmotto "Mer stelle alles op der Kopp": Wir stellen alles auf den Kopf. Passender wäre wohl "Trotz alledem!" gewesen. Während die Rosenmontagszüge in vielen Städten dem Sturmtief "Ruzica" zum Opfer fallen, heißt es in Köln tapfer "d'r Zoch kütt" - statt "der Sturm kommt". Trotz Regen und Sturmböen und trotz der immer noch akuten Diskussion um die Sicherheit in der Stadt wird geschunkelt, gebützt, gefeiert und gelacht.

domradio.de übertrug den Rosenmontagszug live im Radio. Es kommentierten vom Südstadtfenster Domdiaclown Willibert Pauels besser bekannt als `ne bergische Jung und Hans Leo Neu.

Feiern im Regenponcho

"Es gibt kein falsches Wetter, es gibt nur falsche Kleidung", sagt Daniel Rost, der sich mit seinem römischen Gladiatorenkostüm gerade in einen durchsichtigen Regenponcho manövriert. Mit Regen kennt er sich ein wenig aus, der 20-Jährige ist aus Hamburg angereist. "Wir versuchen jedes Jahr zu kommen", sagt er. Auch in diesem Jahr also: keine Diskussion.

Eine Ecke weiter, in Blickweite des Doms, stehen die Freunde Norman, René, Jasmin und Lisa - als Krokodil, Widder, Löwe und Papagei verkleidet. Sie stellen sich Wind und Regen in Ganzkörperkostümen. "Wir stehen hier jedes Jahr, also war klar, dass wir wieder kommen", sagen sie. Die Truppe hat sich ebenfalls Regenponchos organisiert - farblich passend zu den Kostümen.

Merkel wird aufs Korn genommen

Das "Alaaf" in "Kölle" kommt dann fast trotzig rüber, als sich der Umzug am Vormittag in Bewegung setzt. Mit Motivwagen wird etwa Angela Merkel aufs Korn genommen - sie hat sich an der Flüchtlingskrise schon viele Zähne ausgebissen. Der russische Präsident Wladimir Putin schaut trotz der widrigen Wetterumstände mit nacktem Oberkörper und in martialischer Pose auf die Jecken herab. Nicht nur die Narren, auch die Politik muss an diesem Tag Gegenwind aushalten.

Im Gegensatz zu anderen Städten hatten die Kölner von Beginn an kaum Zweifel aufkommen lassen, dass der "Zoch" - der längste Karnevalszug in Deutschland - wegen des Wetters ganz ins Wasser fallen könnte. Allerdings gibt es Einschränkungen: keine Pferde, die scheuen könnten, und keine großen Figuren oder Fahnen in den Fußgruppen. Zugleiter Christoph Kuckelkorn versprüht - bei aller Sorge - Optimismus: "Der Kölner lässt sich den Zug nicht vermiesen." Üblicherweise kommen mehr als eine Million Jecken in die Stadt - in diesem Jahr könnten es ein paar weniger werden.

Aber: Der "Zoch" läuft - und ab und zu reißt sogar die Wolkendecke auf. "Wenn der Zug nicht stattgefunden hätte, wäre das ganze Jahr Aschermittwoch gewesen", sagt der Kölner Jeck Mario Lagreca. Neben ihm freut sich Eselchen Jessica Schlecht: "Köln lässt sich den Karneval nicht nehmen, niemals."


Quelle:
dpa