Maria auf Pergament, auf Glas, in Lindenholz, mit goldenem Heiligenschein, als Altarfigur, mit und ohne Kind: Das evangelische Domstift zu Brandenburg an der Havel widmet der biblischen Mutter Jesu seine nächste Jahresausstellung. Mehr als 100 Objekte werden dort von Anfang Mai bis Ende Oktober unter dem Titel "Mythos Maria" zu sehen sein. Derzeit laufen die Vorbereitungen.
"Marienfrömmigkeit verbindet Welten und schafft kulturelle Verständigungen über Religionen und Grenzen hinweg", betont das Domstift in seiner Ausstellungsankündigung. Nur wenige andere Figuren der Kulturgeschichte hätten eine vergleichbare Rezeption und Adaption erfahren wie die Gestalt der Maria.
"Von der Frömmigkeit bis zum Kommerz und Marienkult"
Die Kulturvorständin des Domstifts, Marianne Schröter, sagt, in der Welt der Religionen habe Maria auch über das Christentum hinaus als Mirjam, Maryam und Maja Spuren hinterlassen. Als Persönlichkeit mit besonderer Nähe zum Göttlichen, als "überindividuelle Muttergestalt" und Schutzpatronin in allen Lebenslagen sei Maria auch "interkulturell anschlussfähig".
Nach der Ausstellung von 2024 über das Wirken von Frauen im Domstift und auf der Dominsel über die Jahrhunderte hinweg werde diesmal mit der biblischen Maria eine ganz besondere Frau in den Mittelpunkt der Jahresausstellung gestellt, erzählt die Theologin: "Wir nehmen die Rezeption der Maria in den Blick, von der Frömmigkeit bis zum Kommerz und Marienkult."

Auch ein Jubiläum im Domschatz ist Anlass für die Ausstellung: Der Böhmische Altar des Doms, ein Marienaltar mit dem zentralen Motiv der Krönung der Madonna, wird 650 Jahre alt. Der Altar wurde im April 1375 von Kaiser und König Karl IV. (1316-1378) gestiftet.
Auch Luther mochte Maria
Dass Brandenburg an der Havel vom hohen Mittelalter bis zur Reformation ein bedeutendes Zentrum der Marienverehrung war, sei heute weitgehend vergessen, erzählt Schröter. Das einst von den Prämonstratensermönchen am Ort eines slawischen Heiligtums geschaffene Marienheiligtum habe Pilger aus ganz Europa angezogen und sei damit Teil des Netzes internationaler Pilgerwege geworden. Die fromme christliche Welt sei damit damals auch in Brandenburg zu Gast gewesen.
Auch in den Bauwerken des Domstifts hat Maria Spuren hinterlassen. Das Domstift sei zwar seit dem zwölften Jahrhundert mit den biblischen Aposteln Petrus und Paulus verbunden, deren Namen der Dom trägt, betont die Kulturvorständin: "Aber die Maria war hier immer sehr präsent." In der katholischen Kirche sei sie bis heute eine extrem wichtige Persönlichkeit. Auch dies werde Thema der Ausstellung - und wie die Reformation dann damit umging. So habe Martin Luther (1483-1546) Maria zwar als exemplarische fromme Frau beschrieben, aber die überhöhte Rolle mit unbefleckter Empfängnis und Himmelfahrt abgelehnt.
Umfangreiches Veranstaltungsprogramm
In der Ausstellung würden auch besondere Leihgaben präsentiert, erzählt Schröter. Dazu gehöre eine originale Pilgermarke aus dem 14. Jahrhundert, in Metall gegossen und verziert, die das archäologische Museum aus Hamburg zur Verfügung stelle. Sie wird nun erstmals nach mehr als 600 Jahren wieder an ihrem Ursprungsort zu sehen sein. "Solche mittelalterlichen Pilgermarken sind sehr selten", sagt die Vorstandsfrau.
Vieles aus den eigenen Beständen des Domstifts soll gezeigt werden, darunter bedeutende Originaldokumente, Kunstwerke, Illustrationen, Gewänder. Auch eine um 1440 entstandene Madonna mit Kind aus Lindenholz, die aus der Dorfkirche in Radewege stammt, gehört dazu. Die Ausstellung "Mythos Maria" wird durch ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm und die interkulturelle Ausstellung "Was uns verbindet. Die fünf großen Weltreligionen in Berliner Klassenzimmern" ergänzt.