"Sie fühlen sich alleingelassen", sagte Schnabel bei einem Besuch des weltweiten katholischen Hilfswerks "Kirche in Not" (ACN) in Königstein im Taunus.
Mindestens 30 Christen getötet
Der Abt erinnerte daran, dass bei den Terror-Angriffen der Hamas am 7. Oktober auch Christen getötet wurden. Dabei habe es sich zumeist um Migranten und Asylbewerber gehandelt, die Schnabel als "moderne Sklaven" bezeichnete. In den Kampfhandlungen seien aktuell mindestens 30 Angehörige der christlichen Gemeinden getötet worden.
Der Gaza-Krieg sei "eine Katstrophe für beide Seiten". Das Schrecklichste, was Menschen tun können, sei andere Menschen zu töten. "Das ist die größte Sünde, die man begehen kann", erklärte Abt Nikodemus.
"Wirtschaftliche Katastrophe"
Im Westjordanland gebe es zwar keine Kampfhandlungen, aber die Christen dort befänden sich ebenfalls in einer sehr schwierigen Situation. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges seien für die Menschen dort schwerwiegend.
Viele Christen seien im Pilgertourismus tätig, der nun weitgehend zum Erliegen gekommen sei, erklärte Schnabel. "Sie arbeiten als Busfahrer, Restaurantbetreiber, Hotelpersonal oder Reiseführer. Das Wegbleiben der Pilger ist für sie eine wirtschaftliche Katastrophe."
"Kein christliches Disneyland"
Seine Abtei versuche, die christlichen Mitarbeiter aus Bethlehem in dieser Zeit zu unterstützen; das sei "eine große finanzielle Herausforderung". Auch "Kirche in Not" hat in Kooperation mit dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem Hilfen sowohl für die kleine christliche Gemeinschaft im Gaza-Streifen wie für in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Christen in Ost-Jerusalem und im Westjordanland auf die Beine gestellt. Weitere Gelder gehen an christliche Arbeitsmigranten auf israelischem Staatsgebiet.
Abt Nikodemus warnte zugleich davor, das Heilige Land nur auf ein Pilger- und Touristenziel zu reduzieren. "Das hier ist ein kein christliches Disneyland. Natürlich gibt es die heiligen Stätten. Aber es gibt auch die lebendigen Steine, die Christen, die hier leben." Der Abt kritisierte, dass viele Menschen deren schwierige Realität kaum wahrnähmen.
Eine Prüfung für den Glauben
Mit Blick auf Ostern betonte Schnabel, dass die Botschaft dieses Festes eine Prüfung für den Glauben sei. "Als rationaler Bürger dieser Welt sehe ich nur Krieg, Leid, Hass und Gewalt. Aber als gläubiger Mensch vertraue ich darauf, dass Gott diese Welt retten und neues Leben schaffen kann." Der Abt erklärte abschließend, er hoffe für alle Christen, "dass es einen neuen Anfang, eine neue Hoffnung und neues Leben geben wird".