Dramatischer Gewinneinbruch im Jahr 2013

Deutscher Vatikanbank-Chef geht

Skandale erschütterten die Vatikanbank, von Geldwäsche war die Rede. Dann sollte der Deutsche Ernst von Freyberg das Geldinstitut reformieren. Doch jetzt ist klar: Der Präsident geht - und präsentiert vorher noch eine ernüchternde Jahresbilanz 2013.

Die Vatikanbank (dpa)
Die Vatikanbank / ( dpa )

Der Präsident der Vatikanbank IOR, der Deutsche Ernst von Freyberg (55), gibt die Leitung des päpstlichen Finanzinstituts nach nur knapp 17 Monaten ab. In einem am Mittwoch veröffentlichten Bilanzbericht des IOR kündigte Kardinal George Pell als Leiter des im Februar eingerichteten Wirtschaftssekretariates den Austausch der gesamten Führungsspitze an. Die Bank werde ihren Reformprozess "unter einer neuen Leitung" fortsetzen, so Pell. Als Nachfolger von Freybergs soll laut italienischen Medien der französische Finanzmanager Jean-Baptiste de Franssu ernannt werden.

Präsident mit klarem Auftrag

Freyberg war im Februar 2013 noch vom inzwischen emeritierten Papst Benedikt XVI. zum Präsidenten des IOR berufen worden. Er sollte die wiederholt in die Schlagzeilen geratene Vatikanbank sanieren, transparenter machen und internationale Standards einführen. Das Institut mit dem offiziellen Namen "Institut für religiöse Werke" war unter anderem in den Verdacht der Geldwäsche geraten.

Pell dankte Ernst von Freyberg sowie den Aufsichtsratsmitgliedern Ronaldo Schmitz, Carl Anderson, Antonio Maria Marrocco und Manuel Soto Serrano sowie Generaldirektor Rolando Marranci und seinem Stab für "die große Hingabe für das Ziel, der Kirche sichere und professionelle Finanzdienstleistungen bereitzustellen und die notwendigen Verbesserungen zur Fortführung dieses Dienstes umzusetzen". Mit dem Abschluss der "Phase I" einer Umstrukturierung wolle der Vatikan "das Institut in die zweite Phase der Reformen unter einer neuen Leitung führen", so der australische Kardinal.

Dramatischer Gewinneinbruch

Unterdessen hat die Vatikanbank IOR ihre Jahresbilanz veröffentlicht. Demnach sank der Nettogewinn von 86,6 Millionen Euro 2012 auf 2,9 Millionen Euro im Jahr darauf. Für das Jahr 2013 bedeutet das einen dramatischen Gewinneinbruch. Die Bank begründete den Rückgang mit den Kosten des vor gut einem Jahr eingeleiteten Reformprozesses. Das Eigenkapital des Instituts betrug bis Jahresende 720 Millionen Euro gegenüber 769 Millionen Euro 2012.

Insgesamt verwaltet das IOR Kundeneinlagen von rund sechs Milliarden Euro.

2.100 Konten gesperrt

Den Angaben zufolge hat das IOR die Geschäftsbeziehungen mit 3.355 Kunden aufgelöst. Auf rund 2.600 dieser Konten hätten seit langem keine Bewegungen mehr stattgefunden, oder sie hätten nur minimale Einlagen gehabt. 396 weitere Klienten entsprächen nicht den vor einem Jahr vom Aufsichtsrat neu festgelegten Kundenkriterien. Bei 359 Kunden stehe die Letztentscheidung noch aus. Zudem wurden laut dem Jahresbericht bis Ende Juni 2.100 Konten wegen mangelhafter Daten zur Identifizierung gesperrt.

Konten nur noch für bestimmte Gruppen

Der damaligen Entscheidung des Aufsichtsrates zufolge sollen nur noch kirchliche Institutionen und Angestellte oder Ex-Angestellte, weitere berechtigte Gehaltsempfänger und Pensionäre sowie beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomaten Konten beim IOR unterhalten können.

Insgesamt verwaltete das Institut zu Jahresende 17.419 Konten; 5.043 davon gehörten katholischen Institutionen und umfassten 80 Prozent des verwalteten Vermögens. 12.376 Konten lauteten auf Einzelpersonen.

Derzeit liefen bei der Bank noch 15.495 Konten.

"Null-Tolernaz"-Linie

Mit der gründlichen Untersuchung des Kundenstamms und der Neustrukturierung der Geschäftsaktivitäten ende die erste Phase des Reformprozesses, teilte die Bank mit. In der nun anlaufenden zweiten Phase gehe es darum, das IOR in die von Papst Franziskus begonnene Gesamtreform der vatikanischen Wirtschaftsstrukturen zu integrieren.

In der Vergangenheit war die Vatikanbank immer wieder wegen Skandalen und des Verdachts auf unlautere Geschäfte ihrer Kunden in die Schlagzeilen geraten. Ihr scheidender Direktor Ernst von Freyberg (55) bekräftigte bei der Vorstellung der Jahresbilanz noch einmal, die Bank fahre beim Verdacht auf unlautere Geschäfte eine Linie der "Null-Toleranz".


Quelle:
KNA