Drei Fragen an den Bamberger Erzbischof Schick zur Lage im Irak und in Syrien

"Gebet und politisches Handeln sind verbunden"

Eine halbe Million Menschen sind im Irak auf der Flucht. Erzbischof Ludwig Schick befürchtet, dass die christliche Minderheit und nichtsunnitische Muslime wegen ihres Glaubens in Gefahr sind. Schick ist Vorsitzender der Kommission Weltkirche.

Flüchtlinge im Irak (dpa)
Flüchtlinge im Irak / ( dpa )

epd: Sie haben nach der Eroberung Mossuls durch die Terrorgruppe Isis zum Gebet für die Christen im Irak aufgerufen. Genügt da beten noch?

Schick: Das Gebet ist eine geistliche Kraft, der wir Gläubige durchschlagende Wirkung für Gerechtigkeit und Frieden zutrauen. Jesus hat uns gelehrt, dass manche böse Geister nur durch Fasten und Gebet ausgetrieben werden können - Krieg und Terror gehören zu diesen bösen Geistern. Das christliche Beten darf aber nicht mit Automatismus 'Gebet rein - Erfolg raus' verwechselt werden. Wir Christen beten, damit die Herzen der Menschen sich bekehren. Gebet und politisches Handeln gegen Krieg und Terror, das dann auch militärische Einsätze unter der Maßgabe 'act to protect' einschließt, sind miteinander verbunden.

epd: Überall im arabischen Raum sind Zigtausende Christen auf der Flucht - Deutschland nimmt nun 10.000 weitere Syrer auf. Genügt das?

Schick: Das kann nur ein Anfang sein. Vor allem muss auch Syrern, die bereits in Deutschland leben und derzeit Angehörige auf dem Weg der Verwandtenhilfe nach Deutschland holen, geholfen werden, dass sie die Kosten für Wohnung, Sprachkurse, Krankenversicherung und so weiter tragen können. Das reiche Deutschland ist zu mehr fähig, als derzeit getan wird. In den 90er Jahren, in der Balkankrise, waren 300.000 Flüchtlinge in Deutschland. Die gegenwärtige Menschheitskatastrophe in Syrien erfordert von uns außergewöhnliche Maßnahmen und Opfer. Zugleich muss alles getan werden, dass der Krieg in Syrien endet.

epd: Auch Deutsche sollen unter den Isis-Terroristen sein. Was kann man tun, um die Radikalisierung junger Menschen zu verhindern?

Schick: Um Radikalisierungen unter jungen Menschen generell zu verhindern, brauchen wir Bildung, Bildung, Bildung. Außerdem müssen Ungleichheit und Ungerechtigkeit bei uns und weltweit überwunden werden. Auch der interreligiöse Dialog muss gefördert werden, der die religiösen Kräfte, die für Frieden und Einheit eintreten, bündelt und die Radikalen isoliert. Wir müssen wachsam sein, wo junge Menschen sich aus ihren Familien und Freundeskreisen absetzen und isolieren. Durch Radikalismus straffällig gewordene Jugendliche müssen bestraft werden mit dem Ziel der Rehabilitation.


Quelle:
epd
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