Ein Signal in Kirche und Gesellschaft wollen sie setzen: Am Mittwoch startet eine Kooperation der drei größten katholischen Hochschulen in Bayern. Von den Stärken des anderen profitieren, gemeinsam Innovationen wagen und gesellschaftlich bedeutsame Themen beackern, lautet die Devise. Außerdem eint die beteiligten Wissenschaftsmanager die Überzeugung, dass Bildung mehr vermitteln muss als ökonomisch verwertbare Kenntnisse. Nämlich auch Persönlichkeitsentwicklung und die Fähigkeit zum eigenen Urteil.
Die Zusammenarbeit entspricht einem alten Wunsch der bayerischen Bischöfe: Vor etwa sieben Jahren sollten schon einmal alle katholischen Hochschulen im Freistaat unter der Dachmarke "Katholische Universität Bayern" zusammengeführt werden. Doch die Initiative fiel nicht auf fruchtbaren Boden und wurde bald beerdigt.
Große Unterschiede
Vielleicht standen Verlustängste im Weg, waren die Ziele zu ambitioniert, vermutlich war die Zeit noch nicht reif. Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) plagte sich mit einer Führungskrise, die Salesianer Don Boscos standen kurz vor der Aufgabe ihrer Hochschule in Benediktbeuern. All diese Probleme sind überwunden, das lässt wieder neugieriger auf den Nachbarn blicken.
Dabei zeigen sich große Unterschiede: Die KU ist als einzige Universität mit ihrem Fächerkanon von der Tourismuswissenschaft bis zur Theologie der Generalist und mit gut 5.000 Studierenden der Tanker. Der wird begleitet von zwei Beibooten, einem größeren und einem sehr wendigen kleineren. Die Katholische Stiftungsfachhochschule (KSFH) zählt an ihren Standorten München und Benediktbeuern etwa halb so viele Lernende, sie bildet vor allem für Sozial- und Gesundheitsberufe aus, ihre Absolventen sind auf dem Arbeitsmarkt äußerst gefragt.
Kleine Hochschule mit vielen Doktoranten
Die von den Jesuiten getragene Hochschule für Philosophie (HfPh) in München hat nur 500 Studenten, doch sie betreut fast so viele Promotionen wie alle anderen neun philosophischen Fakultäten in Bayern zusammen. KU und KSFH werden auf gesetzlicher Grundlage durch Staat und Kirche finanziert. Die HfPh ist weitgehend auf Zuwendungen durch den Orden und private Gönner angewiesen. Wobei Stifter der HfPh schon fünf Professuren beschert haben.
Die Initiatoren des zweiten Anlaufs zur Kooperation sind von der Vergangenheit unbelastet. Als sie ins Amt kamen, war das erste Kapitel schon abgeschlossen. Die heutigen Präsidenten Gabriele Gien (KU), Hermann Sollfrank (KSFH) und Johannes Wallacher (HfPh) sind von sich aus aufeinander zugegangen und tauschen sich inzwischen seit gut einem Jahr regelmäßig untereinander aus. Offenbar stimmt die Chemie. "Wir ergänzen uns ideal", sagt Gien.
Verbindung beim Thema Medien
Der Ansatz des Trios ist pragmatisch. Er beginnt bei einer Verbindung, die schon existiert, beim Thema Medien. Die renommierte Eichstätter Journalistenausbildung tut sich nun auch institutionell mit dem bundesweit ersten Lehrstuhl für Medienethik an der HfPh zusammen; die KSFH wird im Sommer mit einem medienpädagogischen Schwerpunkt in Benediktbeuern andocken. Der Name des gemeinsamen Babys lautet etwas sperrig "Zentrum für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft", kurz zem::dg.
Bei der Digitalisierung gehe es auch um Freiheitsrechte im Alltag, sagt KU-Professor Klaus-Dieter Altmeppen, der das Zentrum mit dem HfPh-Medienethiker Alexander Filipovic leiten wird. Altmeppen warnt vor der "Verdrahtung des Menschen" und fügt hinzu: "Da wollen wir einen Kontrapunkt setzen und fragen: Was macht das mit unserer Kultur?"
Promotionsprogramm steht in den Startlöchern
Zum Auftakt kommt der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz. Damit zeigt Kardinal Reinhard Marx die Sympathie der bayerischen Bischöfe für das Projekt an. Es ist in ihrem Interesse, "Synergien zu nutzen und Kompetenzen zu bündeln", sagt der Augsburger Weihbischof Anton Losinger, oberster kirchlicher Trägervertreter bei der KU.
Die Kooperation wird nicht auf Medien und Digitalisierung beschränkt bleiben. Ein gemeinsames Promotionsprogramm steht in den Startlöchern. Weitere Projekte zu aktuellen Themen sollen folgen, etwa zum Bereich Flucht und Migration.