DOMRADIO.DE: Was passiert normalerweise vor der Prinzenproklamation in Köln?
Tobias Hopmann (Kölner Domvikar): Wenn nicht Corona wäre, wären unheimlich viele Jecken im Anmarsch für den Karnevalistengottesdienst, wo das designierte Dreigestirn kommt, das Kinderdreigestirn und viele Vertreter des Karnevals und viele Jecken, die dann wirklich mit großer Freude diesen Gottesdienst feiern, der zu den bestbesuchten Gottesdiensten normalerweise im Dom gehört.
DOMRADIO.DE: Seit 15 Jahren gibt es dieses Hochamt mit Karnevalisten. Für Sie selber wäre es jetzt das neunte Mal gewesen, diesen Gottesdienst zu erleben und mitzufeiern. Fehlt Ihnen was?
Hopmann: Ja, das gehört schon immer irgendwie dazu, als Auftakt des Karnevals. Die gelöste Stimmung, aber auch die Ruhe und das Gebet. Das ist natürlich schon etwas ganz Besonderes, was es so auch nur bei uns in Köln am Dom gibt. Da fehlt natürlich was, gar keine Frage. Nicht nur mir, sondern den ganzen Jecken, dem Dreigestirn. Uns fehlt das irgendwie allen, klar.
DOMRADIO.DE: Gibt es denn für das designierte Dreigestirn jetzt nichts im Dom?
Hopmann: Das ginge natürlich nicht. Dom und Karneval gehören natürlich eng zusammen. Deshalb ist da jetzt natürlich nicht einfach nichts. Sondern, die Prinzenproklamation endet damit, dass das große Dreigestirn und das Kinderdreigestirn in den Dom kommen. Da empfangen sie auch den Segen. Im kleinen Rahmen, was unter den Coronabedingungen möglich ist, wird das also stattfinden. Zu dem Gottesdienst mit den Karnevalisten gehört immer als fester Bestandteil die Segnung einer Kerze, das Kinderdreigestirn gestaltet die normal immer und dann brennt sie die ganze Session am Dreikönigenschrein. Auch dieses Jahr haben die Kinder vom Kinderdreigestirn wieder eine ganz, ganz wunderschöne Kerze gestaltet mit bunten Puzzleteilen, mit dem Dom drauf. Die bunten Puzzleteile nehmen Bezug auf das Motto "Nur zesamme sin mer Fastelovend" - wir sind bunt im Karneval, wir gehören zusammen und diese Kerze wird dann am Freitag auch gesegnet, entzündet und wird in dieser schwierigen Corona-Zeit am Schrein der Heiligen Drei Könige im Dom brennen und so ein bisschen Hoffnung verbreiten.
DOMRADIO.DE: Der normale Karneval fällt ja fast komplett aus. Aber viele Karnevalisten machen sich Gedanken und entwickeln kreative digitale Formate. Da gibt es beispielsweise den "Jeck Stream", den auch jemand aus ihrer Karnevalsgesellschaft "Jan von Werth" miterfunden hat. Was ist das?
Hopmann: Das ist ein wunderbares Format, was aufzeigt, was man machen kann unter diesen Bedingungen. Man kann auf der Homepage jeckstream.de eine Sitzung buchen für kleines Geld und die dann selber zusammenstellen - unter verschiedenen Künstlern, Rednern, Musikgruppen, die ganz bekannten auch, die wir im Kölner Karneval haben und sich dann selber eine Sitzung zusammenstellen, selber einen Moderator auswählen und so sich die Karnevalsatmosphäre, Sitzungsatmosphäre, Freude nach Hause in die Wohnung holen und dabei auch die Künstler unterstützen, denen natürlich auch jetzt die Einnahmen fehlen und natürlich auch die Freude an den Auftritten. Ein wunderbares Format für die Künstler, aber auch für die Karnevalisten, die so Freude zu Hause erleben können.
DOMRADIO.DE: Also dieses Sessionskerze wird brennen am Dreikönigsschrein. Können Sie denn den Jeckstream noch einsegnen?
Hopmann: Der Segen Gottes gilt immer den Personen, die damit etwas zu tun haben, die damit in Berührung sind. Und das kann ich natürlich gerne machen, dass wir um den Segen bitten für alle, die so auf diese digitale Weise verbunden sind.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.