"Dresdner Wort der Religionen" wendet sich gegen Gewalt

Eindringlicher Appell für Glaubensfreiheit

Repräsentanten von sechs Glaubensgemeinschaften haben am Sonntag ein "Dresdner Wort der Religionen" veröffentlicht. Der Appell, mit dem man gemeinsam für den Schutz der Religionsfreiheit und für interreligiösen Dialog eintritt, im Überblick.

 (DR)

"Dresdner Wort der Religionen"

1. Wir sind überzeugt, dass jeder Mensch das Recht hat, gemäß seiner eigenen Glaubensüberzeugungen zu leben und niemand ihm einen anderen Glauben aufzwingen darf.

2. Wir sind überzeugt, dass jeder Mensch das Recht hat, seine Religionszugehörigkeit zu wechseln, einen anderen oder auch keinen spezifischen Glauben mehr zu haben.

3. Wir sind überzeugt, dass jeder Mensch das Recht hat, seinen Glauben öffentlich und gemeinsam mit anderen zu bekennen und Religion daher nicht nur Privatsache ist.

4. Wir sind überzeugt, dass Staat und Religion getrennt sein sollen und es dennoch die Aufgabe des Staates ist, seine Bürger auch in der Ausübung ihrer Religion zu fördern.

5. Wir sind dankbar dafür, dass die Religionsfreiheit in Deutschland vom Grundgesetz her garantiert und den Religionen ihre Religionsausübung im Rahmen der Gesetze möglich ist.

6. Wir sind dankbar dafür, dass die Zusammenarbeit von Staat und Religionen zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger rechtlich klar geregelt ist.

7. Wir sind dankbar dafür, dass es viele Beispiele für das friedliche Zusammenleben verschiedener Religionen in Deutschland gibt.

8. Wir beklagen, dass die Religionsfreiheit in vielen Teilen der Welt nicht gewährleistet wird und Menschen aufgrund ihres Glaubens verfolgt oder unterdrückt werden.

9. Wir beklagen, dass nicht überall die Religionen gleich behandelt werden und gleiche Rechte und Pflichten haben.

10. Wir beklagen, dass Gewalt im Namen von Religionen ausgeübt und gerechtfertigt wird.

11. Wir beklagen, dass sich Menschen zu Hass gegen andere Religionen aufstacheln lassen.

12. Wir beklagen, dass auch in Deutschland Menschen die Religionsfreiheit nicht achten.

13. Wir verpflichten uns zuzulassen, dass auch Menschen anderer Religion von ihrem Glauben privat und öffentlich Zeugnis geben dürfen.

14. Wir verpflichten uns dafür einzutreten, dass sich auch Angehörige anderer Religionen überall in der Welt würdige und angemessene Gebetsstätten errichten können.

15. Wir verpflichten uns gegenseitig aufeinander zu hören und einander tiefer verstehen zu wollen.

16. Wir verpflichten uns keine Zerrbilder der anderen Religion zu zeichnen und den interreligiösen Dialog zu suchen.

17. Wir verpflichten uns dafür einzutreten, dass Gewalt in jeder Form keine Rechtfertigung aus der eigenen Religion erhält.

18. Wir verpflichten uns die im Grundgesetz verankerte Gleichberechtigung von Männern und Frauen zu fördern.

19. Wir verpflichten uns zum Wohl der Gesellschaft mit Partnern aus anderen Religionen und der nicht-religiösen Gesellschaft zusammenzuarbeiten."