In Bolivien ist Präsident Evo Morales am Sonntag wiedergewählt worden. Hochrechnungen zufolge stimmten rund 61 Prozent der Bürger für eine dritte Amtszeit des 54-Jährigen. Seine Partei "Bewegung zum Sozialismus" (MAS) kann aber ihre bisherige Zwei-Drittel-Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments voraussichtlich nicht halten.
Morales siegte in acht der neun Regionen, erstmals auch in der Provinz Santa Cruz, bisher eine feste Bank für die Opposition. Einzig in Beni lag die Demokratische Einheit (UD) vorn. Ihr Kandidat, der Unternehmer Samuel Doria Medina, erreichte den Nachwahlumfragen zufolge landesweit rund 24 Prozent. Für den ehemaligen Präsidenten und Kandidaten der christdemokratischen Partei PDC, Jorge Tuto Quiroga, stimmten rund neun Prozent. Erstmals gaben auch bolivianische Bürger im Ausland ihre Stimme ab.
Erster Atomreaktor angekündigt
"Die Würde, die Einheit und die Souveränität des bolivianischen Volkes haben gesiegt", rief Morales vom Balkon des Präsidentenpalastes in La Paz seinen Anhängern zu. In allen Regionen habe die Partei MAS zugelegt, in acht gewonnen. Morales kündigte an, Bolivien zum energetischen Zentrum Südamerikas aufbauen zu wollen. In La Paz soll der erste Atomreaktor gebaut werden.
Vor den Wahlen hatte eine Twittermeldung, dass Präsident Morales erschossen worden sei, für Aufregung gesorgt. Wie sich herausstellte, waren die Twitteraccounts der Fernsehsender "Bolivia TV" und "Red Uno" gehackt worden. Nun ermittelt die Polizei.
Morales ist das erste indianische Staatsoberhaupt Boliviens. Er ist besonders in den armen Schichten der Bevölkerung populär. Gleich zu Beginn seiner Regierungszeit 2006 verstaatlichte er die Öl- und Gasindustrie, mit den Einnahmen finanziert er Sozialprogramme. Die extreme Armut hat sich um ein Drittel reduziert, die Wirtschaft wächst.
Erster indianischer Präsident Boliviens
Mit der Wiederwahl kann der ehemalige Kokabauer bis 2020 regieren und wäre damit der am längsten amtierende Präsident Boliviens. Um bei den Präsidentschaftswahlen ein drittes Mal antreten zu dürfen, schuf er ein neues Gesetz. Dieses wurde vom Obersten Gericht des Landes bestätigt.
Morales gehört zum Volk der Aymara. 2005 wurde er als erster indianischer Präsident gewählt, 2009 mit 62 Prozent im Amt bestätigt.