Zum ersten Mal seit mehr als 100 Jahren ist in Russland wieder ein Russe zum katholischen Bischof geweiht worden. Der neue Weihbischof Nikolaj Dubinin wird seinen Sitz in Sankt Petersburg haben, wie der Moskauer Erzbischof Paolo Pezzi bei der Bischofsweihe in der Kathedrale der russischen Hauptstadt bekanntgab. Zugleich übertrug er Dubinin besondere Vollmachten für die nordwestlichen Regionen des Erzbistums, darunter Sankt Petersburg und Kaliningrad (Königsberg).
Verfolgung katholischer Geistlicher
Alle vier bisherigen Bischöfe des Landes stammen nicht aus Russland, sondern aus Italien, Deutschland, Polen und Kasachstan. Nach dem Sturz des russischen Zaren 1917 hatte das kommunistische Regime alle Glaubensgemeinschaften brutal verfolgt. Dutzende katholische Priester wurden ermordet; 1990 gab es in ganz Russland nur noch eine Handvoll katholische Geistliche.
Papst Franziskus hatte Ende Juli den Franziskaner-Minoriten Dubinin zum Weihbischof für die Erzdiözese "Muttergottes von Moskau" ernannt. Ein Novum, denn bislang hatte keiner der vier Ortsbischöfe einen Weihbischof an seiner Seite.
Orthodoxer Vater, katholische Mutter
Dubinin wurde am 27. Mai 1973 im südrussischen Nowoschachtinsk nahe Rostow am Don geboren. Sein Vater war ein orthodoxer Christ, seine Mutter katholisch. Beide Eltern sind inzwischen gestorben. Dubinin begann mit 20 Jahren in Moskau seine Ausbildung zum Ordensmann. Er studierte unter anderem in Polen und Italien und wurde 2000 zum Priester geweiht. Nach fünf Jahren in der Pfarrseelsorge war er von 2005 bis 2013 Generalkustode seiner Gemeinschaft in Russland. Seit 2009 steht er der russischen Ordensoberenkonferenz vor. Zudem leitet er seit vielen Jahren ein ordenseigenes Verlagshaus in Sankt Petersburg und unterrichtet am dortigen Priesterseminar.
Gute Beziehungen unter den Kirchen
In einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti vom Wochenende bezeichnete der Weihbischof die Beziehungen zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche in Russland als "recht produktiv und gut". Es gebe zwar immer noch Stereotype, Missverständnisse und Meinungsverschiedenheiten, "aber mir scheint, dass es momentan nichts Unüberwindbares gibt". "Gott sei Dank gibt es auch keine scharfen Konflikte und Konfrontationen", fügte er hinzu.