domradio.de: Wer jetzt zuhause sitzt und dieses Unglück bisher mit sich alleine ausgemacht hat, überlegt, ob es für ihn persönlich Sinn macht, sich an einem Gedenkgottesdienst zu beteiligen. Was würden Sie sagen, inwiefern kann so ein Gottesdienst bei der Aufarbeitung der Ereignisse helfen?
Steinhäuser: Das ist schon möglich, denn man erfährt sich in der Trauer und in der Hilflosigkeit nicht ganz allein. Es wird einem die Möglichkeit angeboten, mit anderen zusammen zu beten und eine Ausdrucksform für seine Gefühle zu finden. Ob das für jeden Menschen möglich und sinnvoll ist, das kann nur jeder für sich alleine entscheiden.
domradio.de: Wenn es solche Katastrophen gibt, wie jetzt den Flugzeugabsturz, dann kommt immer wieder die Kirche ins Spiel. Die Art und Weise, wie man mit einem solchen Unglück umgeht, ist ganz häufig ein Gottesdienst. Wie deuten Sie das, dass die Menschen in solchen Augenblicken die Nähe zur Kirche suchen?
Steinhäuser: Ich denke, dass die Kirche im Bewusstsein vieler Menschen noch eine hohe Kompetenz eben in diesen Grundfragen von Leben und Tod hat. Die Kirche hat natürlich auch Räume und Riten, die sie anbieten kann. Andere müssten diese Räume und Riten erst mühsam suchen. Das ist für die Kirche sicher ein Vorteil.
Das Interview führte Daniel Hauser.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Weder domradio.de noch das Erzbistum Köln machen sich Äußerungen der Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen zu eigen.