In Myanmar ist das Militär bei Protesten in der nördlichen Stadt Mandalay erneut gegen Putsch-Gegner vorgegangen und hat mindestens 30 Menschen festgenommen. Die Einsatzkräfte der Junta seien zivil gekleidet gewesen und hätten auch keine Militärfahrzeuge benutzt, berichteten Protestorganisatoren und örtliche Medien am Mittwoch. "Sie kannten unseren Aufenthaltsort und kamen mit konkreten Plänen, um uns festzunehmen", sagte einer der Organisatoren der Deutschen Presse-Agentur. Berichten zufolge beschlagnahmte die Junta etwa 60 Motorräder, darunter auch von Menschen, die nicht an den Protesten beteiligt gewesen seien.
Das Militär hatte am 1. Februar geputscht und die Regierungschefin Aung San Suu Kyi entmachtet. Seither versinkt das Land in Chaos und Gewalt. Die Armee versucht, jeden Widerstand brutal zu unterdrücken. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP sind seit dem Umsturz mindestens 783 Menschen getötet worden, mehr als 4900 wurden inhaftiert.
Die Junta verstärke die Unterdrückungskampagne gegen die eigene Bevölkerung, teilte das UN-Menschenrechtsbüro in Genf mit und forderte internationale Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen nach Myanmar auf, Druck auf das Militär auszuüben, um schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen zu stoppen. Die wirtschaftlichen Interessen der Junta, darunter Zugang zu Waffen und Technologie, seien Informationen zufolge bislang größtenteils unversehrt geblieben.
Unterdessen kam es örtlichen Medienberichten zufolge in der Stadt Tamu in der Sagaing-Region zu Gefechten zwischen Militärs und bewaffneten Widerstandskämpfern. Bei Zusammenstößen am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch seien mindestens 15 Menschen gestorben, berichtete "Myanmar Now". Ungeachtet der Gewalt hatte es am Dienstag - 100 Tage nach Putschbeginn - landesweite Proteste für Freiheit und Gerechtigkeit gegeben.
Dieser "asymmetrische Kampf" hat längst begonnen. Immer wieder explodieren seit einigen Wochen in Yangon vor Gebäuden von Behörden Sprengkörper. Attentate auf Anhänger der Junta nehmen zu, während die EAOs dem Militär einige empfindliche Verluste beibringen konnten. Flankiert wird der bewaffnete Kampf durch Streiks sowie eine Kampagne der Nichtregierungsorganisation "Justice for Myanmar" gegen Joint Ventures internationaler Konzerne mit den Unternehmenskonglomeraten MEHL und MEC der Armee. "Damit soll die Junta finanziell ausgehungert werden", so der Diplomat. Zum Nachgeben sei keiner der Konfliktparteien bereit: "Es geht um alles oder nichts." (dpa / 12.05.2021)