DOMRADIO.DE: Bekommt man für 1.000 Euro schon ein E-Bike?
Pfarrer Volker Rotthauwe (Leiter des Fachbereichs Nachhaltige Entwicklung beim Institut für Kirche und Gesellschaft der evangelischen Kirche in Westfalen): Nein, ein Qualitäts-E-Bike kostet 2.500 bis 3.000 Euro. Das ist eine Anschubfinanzierung der Landeskirche. Die Kirchenkreise und Gemeinden sind da miteingestiegen, sodass es für viele Pfarrer dann auch umsonst war.
DOMRADIO.DE: Kommt das denn gut an bei den Kollegen?
Rotthauwe: Ja, es kommt sehr gut an. Es gibt natürlich im Vorfeld noch immer Diskussionen. Aber die Kollegen können sich entweder ein E-Bike kaufen oder ein ganz normales Fahrrad. Wir argumentieren damit, dass die Pfarrerinnen und Pfarrer etwas für ihre Gesundheit tun. Sie tun auch etwas für den Gemeindeaufbau, denn man sieht sie, man kann sie ansprechen, weil sie absteigen können. Und sie tun natürlich etwas für die Umwelt, indem sie die Autos stehen lassen.
DOMRADIO.DE: Was sind das für Räder? Können die tatsächlich auch eine Alternative sein zum Auto?
Rotthauwe: Ja, wir wissen, dass wir im Mobilitätsbereich ganz viel machen müssen. In den letzten Jahren haben wir insgesamt mehr CO2 verbraucht. Gerade die Kilometer zwei bis 15 sind völlig problemlos und genauso schnell mit dem Fahrrad zu bewältigen. Die Pfarrer hatten früher damit argumentiert, dass sie dann vielleicht verschwitzt an ihrem Ziel ankommen – beispielsweise bei einem Hausbesuch. Dazu kann man jetzt einfach sagen, mit einem Pedelec ist es problemlos möglich, auch zehn Kilometer unverschwitzt zu fahren. Außerdem ist man genauso schnell da. Daher nutzen sie jetzt auch immer mehr.
DOMRADIO.DE: Es gibt 1.600 Pfarrerinnen und Pfarrer in Westfalen. Rund 100 haben so ein "Kirchenrad". Was meinen Sie, wie viele von den restlichen 1.500 steigen auch um?
Rotthauwe: Einige von denen, die für die Landeskirche unterwegs sind, haben große Strecken. Für die ist das nicht so interessant. Aber die ganze Aktion wird auch 2020 weiterlaufen und wahrscheinlich auch danach noch. Deshalb gehen wir wirklich davon aus, dass am Ende bis zu 50 Prozent aller Pfarrer und Pfarrerinnen so ein Fahrrad haben werden.
DOMRADIO.DE: Es geht dabei auch darum, den CO2-Ausstoß zu verringern, oder?
Rotthauwe: Genau, am Ende werden wir abfragen – man kann es aber auch über die Fahrtenbücher herausbekommen – wie viele Autokilometer wirklich kompensiert worden sind. Wir gehen davon aus, dass es den ökologischen Fußabdruck von Pfarrerinnen, Pfarrern und Kirchengemeinden deutlich verringern wird.
DOMRADIO.DE: Die Fahrrad-Aktion ist nur ein Teil des Klimaschutzprojektes der evangelischen Kirche von Westfalen. Was gehört noch dazu?
Rotthauwe: Wir machen ganz viel. Da gehört das Gebäudemanagementsystem der "Grüne Hahn" dazu, mit dem wir uns um Energiekosten und um Dämmung kümmern. Da gehört aber auch zu, wie Kirchengemeinden eigentlich einkaufen. Da haben wir das Projekt "Zukunft einkaufen", bei dem es darum geht, ob und wie man ökologischer einkaufen kann, mehr fair gehandelte Produkte und regionaler. Dabei geht es um die Ernährung bei Gremien und auf Synoden. Die Kirchen – sowohl die evangelische als auch die katholische – sind Landbesitzer. Da geht es dann darum, wie sind die Pachtverträge gestaltet? Wie kann man damit Einfluss nehmen? Es gibt also eine riesige Bandbreite von Themen innerhalb der Nachhaltigkeit, die wir stärker angehen müssen als wir es in der Vergangenheit gemacht haben.
DOMRADIO.DE: Sind Sie denn selbst auch auf das E-Bike umgestiegen?
Rotthauwe: Ja, es funktioniert auch gut. Unsere Akademie ist in einem kleinen Tal, links und rechts geht es ein bisschen hoch. Es gibt jetzt keine Ausrede mehr, zehn Kilometer nicht mit dem Fahrrad zu fahren, auch wenn es hügelig ist. Wir bieten übrigens mit dem Hersteller auch Fortbildungen an. Denn es ist gar nicht so leicht sich mit dem E-Bike so zu bewegen, ohne dass die Unfallhäufigkeit größer wird.