Heute bin ich so ein bisschen hin und hergerissen. Die Kirche verehrt eine große Heilige, und wir hier in Olpe verehren unsere selige Gründerin. Die Heilige, die gefeiert wird, ist die heilige Hildegard von Bingen. Sie war als junge Frau ins Kloster eingetreten und hatte dort 35 Jahre gelebt. Aber dann hat sie sich getraut. Sie hat sich getraut, mehr auf Gott als auf die Kirche zu hören. In ihren Visionen hatte sie erfahren, sich mit ihren Schwestern an den Rhein zu begeben und dort neu zu gründen. Zwei Jahre hat sie sich mit den kirchlichen Oberen gestritten und sich dann doch durchgesetzt. Sie wäre nie die große Prophetin und Visionären geworden, wenn sie sich damals dem "Nein" gebeugt hätte. Darin ist sie schon Vorbild. Dazu stehen, was sie als richtig erkannt hat und dann gegen Widerstand durchsetzen.
Und da ist da noch unsere Gründerin, Mutter Maria Theresia Bonzel. Sie ist heute vor 190 Jahren hier in Olpe geboren und hat schon als junges Mädchen erkannt, dass man etwas gegen die Not der Waisenkinder tun muss. Sie hat mit unglaublichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt und sich auch nicht davor gefürchtet, sich mit kirchlichen und weltlichen Obrigkeiten herumzuschlagen, wenn es um ihr Werk für die Kinder und gegen die Not von Kranken und Schwachen ging. Bis heute gibt es Schwestern ihrer Kongregation auf vier Kontinenten, die sich um Hilfsbedürftige kümmern und noch viel mehr Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den vielen Einrichtungen, die in ihrem Sinn weiterarbeiten.
Man sagt ja immer so leicht. Die Frauen seien das schwache Geschlecht. Gerade diese beiden Frauen, die zu so unterschiedlichen Zeiten gewirkt haben, machen klar, dass es immer starke Frauen in der Kirche gegeben hat. Erkennen, was dran ist und dann auch tun, gegen Widerstände und die Angst vor der eigenen Courage. Echt stark!
