Ecuador will Geld für Umweltschutz statt Ressourcen-Förderung

Regenwald statt Erdöl

Deutsche Umweltschützer sind begeistert, Kritiker warnen vor übereilter Euphorie: Um einen artenreichen Naturschutzpark in Ecuador zu schützen, schlägt die Regierung des südamerikanischen Landes ein besonderes Abkommen vor. Es geht um Regenwald statt Erdöl.

 (DR)

Die Regierung will auf die Förderung dort vermuteter großer Erdölvorkommen verzichten, wenn die internationale Staatengemeinschaft im Gegenzug Ausgleichszahlungen leistet.

Es geht um den Nationalpark Yasuni, der an der ecuadorianischen Grenze zu Peru liegt. Forscher berichten von einer atemberaubenden
Artenvielfalt: Tausende Pflanzen- und Hunderte Vogelarten bevölkern das "Stückchen Paradies auf Erden", wie Ecuadors Außenminister Fander Falconi die Region auf seiner Promotion-Tour durch europäische Hauptstädte gerne nennt.

Zudem soll es dort auch indigene Völker geben, die in totaler Isolation leben. All das - so befürchten Umweltschützer - könnte für immer verloren gehen, wenn sich Ecuador dazu entschließt, die 800 Millionen Barrel Erdöl zu fördern, die tief unter dem Regenwald vermutet werden.

Aus Deutschland gibt es bislang positive Signale
Ecuadors Staatspräsident Rafael Correa schickte eine hochrangige Delegation nach Europa, um seine Idee den Regierungen der "Alten Welt" zu präsentieren. Aus Deutschland gibt es bislang positive Signale, das Berliner Entwicklungshilfeministerium ist offenbar bereit, sich an die Spitze einer entsprechenden Initiative zu setzen. Mit der deutschen Absichtserklärung im Gepäck will Ecuador nun weitere zahlungskräftige europäische Partner gewinnen. Zeitungen in Ecuador feierten dies bereits als Durchbruch der Verhandlungen.

Doch es bleiben viele Fragen offen. Kritiker stellen vor allem die Zuverlässigkeit der ecuadorianischen Regierung in Frage. Die jüngste Verstaatlichungswelle und die Aussetzungen von Rückzahlungen von Staatsanleihen haben in den vergangenen Jahren den Zweifel an einer Verlässlichkeit der Zusagen der sozialistischen Regierung in Quito genährt. Im Kern drehen sich die Zweifel der Skeptiker immer um die gleiche Frage: Wer garantiert den europäischen Geldgebern, dass Ecuador das Öl tatsächlich nicht fördern wird, wenn die Millionen erst einmal geflossen sind?

Außerdem verfolgt Präsident Correa mit seinem Vorstoß auch handfeste innenpolitische Interessen: Eine Auseinandersetzung mit den Ureinwohnern, deren Nachkommen einen Großteil seiner Wählerschaft bilden, will der studierte Wirtschaftswissenschaftler unbedingt vermeiden. Die aktuelle Krise im Nachbarland Peru ist zugleich Anschauungsunterricht: Dort entwickelten sich aus dem Konflikt der Staatsmacht mit den Indio-Vertretern um die Nutzung des rohstoffreichen Amazonasgebiet blutige Straßenschlachten mit mehr als 50 Toten. Die Bilder der Gewaltexzesse bringen Perus Staatspräsident Alan Garcia in Bedrängnis.

Kirche hält sich bislang zurück
Die katholische Kirche Ecuadors hält sich bislang mit Aussagen zu diesem Thema zurück. Dabei hatte der amtierende Vorsitzende des lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM und Erzbischof im brasilianischen Aparecida, Raymundo Damasceno Assis, erst vor wenigen Monaten die Bedeutung des Umweltschutzes für die lateinamerikanische Kirche als eine der zentralen Fragen der Zukunft ausgemacht: "Heute rückt der Umweltschutz immer stärker in den Vordergrund. Menschliches Leben ist ohne eine gesunde Umwelt nicht möglich."

Es gelte, eine Balance zu finden zwischen einer notwendigen wirtschaftlichen Entwicklung und einem nachhaltigen Umweltschutz, so Damasceno. Und: "Eine materialistische Kultur des Egoismus oder des Individualismus darf nicht die Natur zerstören."