Das Aloisiuskolleg sei aber in Sachen Aufarbeitung große Schritte vorangekommen, sagte Haep dem Evangelischen Pressedienst in Bonn. Das zeige nicht zuletzt die im Januar veröffentlichte Erklärung der Kollegsgemeinschaft, in der sich die Schule zu einer weiteren Aufarbeitung der Missbrauchsfälle gemeinsam mit den Opfern bekannte. Dennoch müsse weiter daran gearbeitet werden, betonte Haep.
"Mit der Dialogrunde zwischen Betroffenen und Kolleg existiert ein gutes Instrument des Austauschs", sagte der 41-jährige promovierte Pädagoge und Theologe. Er betonte, er sehe mit großer Dankbarkeit auf die Zeit am Aloisiuskolleg zurück, trotz aller Herausforderungen der letzten Jahre.
Durch Krisenjahre geführt
Haep ist Anfang August nach 14-jähriger Erziehertätigkeit am Aloisiuskolleg, zehn Jahre davon als Internatsleiter, ins Erzbistum Hamburg gewechselt. Dort soll er als Leiter die Abteilung Schule und Hochschule im Erzbischöflichen Generalvikariat aufbauen. Haep führte das Internat der Bonner Jesuiteneinrichtung durch Krisenjahre. Das Aloisiuskolleg war seit 2004 mit Missbrauchsbeschuldigungen konfrontiert worden. Haep, selbst Ako-Schüler bis 1995, steuerte nach dem Rücktritt von Rektor Pater Theo Schneider 2010 bis Mitte 2011 die Aufklärung und schuf einen Präventionsleitfaden.
Der Betroffenenverein Eckiger Tisch Bonn erklärte, der langjährige Internatsleiter bleibe für die Betroffenen ein wichtiger Zeitzeuge. "Er hat die übergriffige Willkürherrschaft am Kolleg in auch verantwortlichen Positionen persönlich miterlebt", sagte Sprecher Heiko Schnitzler. Auch Schnitzler appellierte daran, im Dialog die Folgen der Taten nicht aus dem Blick zu verlieren. "Suizide von ehemaligen Schülern und das zum Teil lebenslang prägende pädagogische Versagen von Haeps Vorgängern sind auch jenseits des sexuellen Missbrauchs bis heute nicht aufgearbeitet", beklagte Schnitzler.
"Signifikante Häufung" von Suiziden nicht bestätigt
Dagegen verwies der Rektor des Aloisiuskollegs, Pater Johannes Siebner, der die Schule seit Mitte 2011 leitet, darauf, dass der Aufklärungsbericht zum Aloisiuskolleg von Julia Zinsmeister aus dem Jahr 2011 eine "signifikante Häufung" von Suiziden ehemaliger Schüler nicht bestätigt habe. Ihm seien auch keine diesbezüglichen polizeilichen Ermittlungen bekannt. Siebner betonte, er signalisiere gerne weiter Ansprechbarkeit. "Für mich und für uns als Kolleg bleiben folgende Fragen: Sind wir über die Jahre stets wach genug gewesen? Und: Sind wir heute hinreichend aufmerksam?"