Malteser: Lage auf Lesbos bleibt katastrophal

Ein Appell in Richtung Europa

Der Malteser Hilfsdienst schildert die Lage auf der Insel Lesbos weiter als "katastrophal" und fordert Deutschland und Europa zu einem "menschlicheren Umgang" mit den Migranten auf. Die hygienischen Zustände seien unzumutbar.

Das provisorische Flüchtlingslager Kara Tepe / © Panagiotis Balaskas (dpa)
Das provisorische Flüchtlingslager Kara Tepe / © Panagiotis Balaskas ( dpa )

Viele der Migranten seien auch im neuen Lager Kara Tepe "total verzweifelt", berichtete Behrouz Asadi, der Leiter des Malteser Migrationsbüros Rheinland-Pfalz, am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) von seinem Besuch vor Ort: "Momentan fehlen Sanitäranlagen und Strom. Was passiert im Herbst oder wenn es stark regnet und das Wasser vom Meer steigt?" Das Lager liege direkt an der Küste.

Männer könnten sich im Meer waschen, Frauen und Kinder hätten in der Regel keine Möglichkeit dazu, so Asadi weiter: "In jedem Zelt wohnen zwei Familien mit je vier bis fünf Personen. Es gibt keine Privatsphäre. Einzelpersonen müssen zu acht oder neunt in ein Zelt."

Helfer nicht erwünscht

Darüber hinaus sei es für Hilfsorganisationen sehr schwierig, ihre Arbeit vor Ort zu tun, ergänzte der Malteser-Experte. Aus Gesundheits-, Hygiene- und Sicherheitsgründen - so die offizielle Begründung - sei das neue Lager weitgehend abgeschottet. Außerdem habe er den Eindruck, viele der helfenden Organisationen seien nicht erwünscht und würden daher bei der Arbeit behindert.

Das oft als Provisorium bezeichnete neue Lager werde nach seiner Vermutung "dauerhaft bleiben, so wie es in Moria der Fall war", sagte Asadi. Zugleich rief er alle Menschen in Deutschland und Europa zur Hilfe auf: "Europa muss ein Zeichen setzen und die Menschen gerecht aufnehmen, besonders Alte, Kranke, Kinder und Minderjährige ohne Eltern sowie mit dem Coronavirus infizierte Menschen, die dringend Hilfe brauchen."

"Bundesregierung muss handeln"

Auch Deutschland muss auch Sicht der Malteser mehr Migranten als bisher beschlossen aufnehmen: "Wenn Gemeinden und Städte sagen, sie seien bereit dazu, dann muss die Regierung handeln." Es sei ein Zeichen der Menschlichkeit, und die Ereignisse von Moria müssten eine Lehre für die Zukunft sein. Vor drei Wochen war das Lager Moria auf Lesbos bei mehreren zeitgleichen Bränden fast vollständig zerstört worden. Dort waren rund 12.000 Menschen untergebracht, obwohl das Lager nur für etwa 3.000 Bewohner eingerichtet worden war.

Der Malteser Hilfsdienst hat in den vergangenen Tagen laut Asisi vor allem Hygieneartikel, Decken und Medikamente an lokale Helfer weitergegeben. Diese betreuten neben den Menschen in Kara Tepe unter anderem 200 Menschen in einem anonymen Frauenhaus, in dem alleinstehende Flüchtlingsfrauen mit Kindern untergebracht seien.


Quelle:
KNA
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