Nach einem zweiminütigen Song mit dem Duschen fertig sein. Ein vegetarisches oder veganes Gericht nachkochen. Einen Weg zu Fuß statt mit dem Auto zurücklegen. All das sind Anregungen der ökumenischen Aktion Klimafasten, zu die vier katholischen Bistümer und elf evangelische Landeskirchen auch in diesem Jahr einladen.
Die Teilnehmer sind aufgerufen, in den sieben Wochen zwischen Aschermittwoch und Ostern bewusst auf den Klimaschutz und einen nachhaltigen Lebensstil zu achten - gerade in der allzu sehr vom Verzicht geprägten Corona-Zeit eine willkommene Alternative zum klassischen Fasten.
"In der Fastenzeit keine Schokolade zu essen oder auf Fleisch zu verzichten, ist weit verbreitet", sagt die Geschäftsführerin des Diözesanrats im Bistum Hildesheim, Sabrina Stelzig. Das Klimafasten gehe in eine ähnliche Richtung, lege aber den Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit.
Das Leitwort "Soviel Du brauchst ..." mache deutlich, dass es dabei nicht um Zwänge gehe. "Mancher braucht sein Auto für den Arbeitsweg oder muss die Fernreise unternehmen, um seine Familie zu besuchen. Aber jeder hat Bereiche, in denen er nachhaltig Verzicht üben kann", erklärt die Theologin.
Thema aktueller denn je
Jede Woche der Aktion ist einem anderen Thema gewidmet - vom achtsamen Wasserverbrauch und sparsamen Heizen über vegetarische Ernährung und alternative Formen der Fortbewegung bis hin zum bewussten Umgang mit digitalen Medien und dem Aspekt "Neues wachsen lassen". Dazu passend gibt es jeweils mehrere Tipps zur theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema und der konkreten Umsetzung im Alltag.
Die entsprechende Broschüre steht digital auf www.klimafasten.de bereit oder kann in gedruckter Form bei den teilnehmenden Bistümern und Landeskirchen bestellt werden. Auf der Internetseite werden zudem Links zu weiterführender Lektüre, kreative Veranstaltungsideen und theologische Impulse angeboten.
"Das Thema Klimaschutz ist in diesem Jahr aktueller denn je", sagt Stelzig. Durch Corona hätten sich viele Menschen in den vergangenen Monaten Gedanken über ihren Lebensstil gemacht. "Viele haben gemerkt, dass es nicht immer die weite Urlaubsreise oder den großen Konsum braucht." Solche Gedanken ließen sich durch das Klimafasten weiter vertiefen.
Die Aktion geht auf eine Initiative der Evangelischen Kirche von Westfalen zurück; 2018 fand sie erstmals ökumenisch statt. Seither machen jedes Jahr mehr Bistümer und Landeskirchen mit. Auch die Zahl der teilnehmenden Einzelpersonen steigt laut Stelzig stetig. In diesem Jahr seien bundesweit rund 50.000 Broschüren gedruckt und zu einem großen Teil bereits verteilt worden. 2018 seien es nur halb so viele gewesen.
Bewahrung der Schöpfung
Viele Kirchengemeinden und andere lokale Gruppen greifen die Aktion auf und bieten vor Ort Veranstaltungen an. In der Vergangenheit wurden etwa Vorträge übers Fahrradfahren oder vegetarische Kochabende organisiert. In diesem Jahr sind coronabedingt vor allem Videokonferenzen, aber auch Gottesdienste und Ende März gemeinsame Fahrradtouren geplant. Erstmals begleitet auch das evangelische Kinder-Fernsehprogramm "Hallo Benjamin" das Klimafasten mit wöchentlichen Beiträgen.
Zum Erfolg der Aktion trägt aus Sicht von Stelzig bei, dass das Thema Klimaschutz in der Gesellschaft in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus gerückt ist, etwa durch die "Fridays for Future"-Bewegung. Zugleich verbinde das Thema Kirche und Gesellschaft. "Die Bewahrung der Schöpfung ist ein zutiefst biblischer Auftrag, mit dem sich aber auch viele Nicht-Christen identifizieren können."
Doch greift eine gerade nur auf die 40-tägige Fastenzeit angelegte Aktion angesichts des drohenden Klimawandels nicht viel zu kurz?
Stelzig widerspricht: "Die Teilnehmer des Klimafastens sind nicht zu einer Sieben-Wochen-Diät aufgerufen, um danach zu ihrem alten Leben zurückzukehren." Vielmehr gehe es darum, verschiedene Formen eines nachhaltigen Lebensstils auszuprobieren und die ein oder andere Option beizubehalten - über die Fastenzeit hinaus.