Ein Diakon tischt ein wahrhaft exzellentes Kochbuch auf

Was Bischöfe so alles anrichten

Joachim Kardinal Meisner liebt Kartoffelsuppe mit Wiener Würstchen. Weihbischof Manfred Melzer wird schwach bei Kasseler auf Wirsing-Gemüse und Weihbischof Dr. Heiner Koch kann man mit Pellkartoffeln mit Schinken und Käse überbacken ein Freude machen. Das geht aus einer speziellen Rezeptsammlung hervor, die ein Diakon aus Wiehl herausgebracht hat. 68 deutsche Bischöfe ließen sich von ihm auf den Teller schauen.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
 (DR)

Dabei ist eine üppige Speisekarte angerichtet worden: Von der schlichten Bohnensuppe über edle Forellenfilets mit Spargel und «Putenmedaillons paradiesisch» bis zu Exotischem wie bolivianischen Saltenas, ein krapfenähnliches Gebäck mit Hackfleischfüllung. Die Rottenburger Bischöfe klären über die schwäbische Küche auf, die mit anrüchig klingenden, aber offenbar mundenden Spezialitäten wie «Nonnenfürzle» oder «Herrgotts-Bscheißerle» aufwartet.

Hirt und Herd - das ist gleichwohl nicht in jedem Fall eine bekömmliche Beziehung. Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff schildert freimütig, wie er bei einem Urlaub am Roten Meer mit einem bischöflichen Freund an der Zubereitung von Spiegeleiern scheiterte. Stattdessen gab es «Marmelade und Käse». Mangels Kochkenntnissen könne er leider kein Rezept beisteuern, entschuldigt er sich.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke gibt sich aus einem anderen Grund reserviert. Er fürchtet die Folgen der Publikation. «Ein 'Lieblingsgericht' bedeutet, dass ein Bischof bei jeder Firmung, Visitation oder Weihehandlung damit rechnen muss, dies serviert zu bekommen», ließ er einen Mitarbeiter ausrichten.
Begeisterter Hobbkoch
Ein ungezwungenes Verhältnis zum Kochlöffel hat Franz-Josef Bode aus Osnabrück. Der griff vor einiger Zeit in einem Restaurant unter kundiger Anleitung zu Hobel, Messer und Rührschüssel und zauberte ein Drei-Gänge-Menü. Der Mainzer Weihbischof Werner Guballa outet sich als «begeisterter Hobbykoch». Sein Hamburger Mitbruder Hans-Jochen Jaschke verfeinert seinen Wildschweinbraten «zu besonderen Anlässen» gern mit selbst gesuchten Pfifferlingen.

Eigenkreationen wie der Eisbecher «Episkopal», serviert vom Passauer Bischof Wilhelm Schraml, fehlen leider in der Sammlung. Solche Lücken möge die nächste Auflage schließen. Die Rezepte der Exzellenzen sind mit einem bunten Strauß Anekdoten garniert, dazu werden Tischgebete gereicht - in subversiver Absicht, wie der Herausgeber erklärt. Denn am Beginn seines Projekts stand die Überlegung: «Wie kann man jemandem Tischgebete unterjubeln, der sonst nie einen Cent dafür ausgeben würde?» Der Leser wird bemerken, dass es manchmal eine Textzeile tut. «Für Trocken und Nass: Deo gratias.»

Hausmannskost bevorzugt
Stimmt die These des Philosophen Ludwig Feuerbach, dass der Mensch ist, was er isst, so lässt sich aus dem Buch einiges herauslesen: Der deutsche Episkopat bevorzugt bodenständige Hausmannskost. Traditionen aus der eigenen Familie oder der Region des Einsatzgebietes werden hochgehalten. Gelegentlich erlaubt er seinem Gaumen einen Ausflug in südliche Gefilde oder gönnt sich einen soliden Sonntagsbraten. Fastfood und experimentelle Küche sind ihm dagegen fremd.

Den Verkaufserlös behält Knörzer nicht für sich. Der Ruheständler, der 30 Jahre als Sozialarbeiter mit Spätaussiedlern zu tun hatte, möchte mit dem Geld ukrainischen Waisenkindern den Besuch des nächsten Weltjugendtags 2011 in Madrid ermöglichen. Des Papstes Leibspeise hat er für seinen Band nicht erfahren, immerhin aber dessen apostolischen Segen. Neugierigen sei an dieser Stelle verraten: Auch wenn sich Benedikt XVI. aus Essen nicht allzu viel macht, bayerisch-österreichische Mehlspeisen lässt er sich schmecken.

Hinweis: Helmuth Knörzer, «Der Tisch ist gedeckt - Was Bischöfen schmeckt», Bauer-Verlag Thalhofen 2009, 160 Seiten, 14,90 Euro.