Der Berliner Dom sucht wegen dramatischer Einnahmeverluste durch die Corona-Pandemie nach neuen Finanzierungswegen. Durch die Corona-Krise seien nahezu 90 Prozent der Einnahmen weggebrochen, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Domkirchenkollegiums, Ulrich Schulte am Hülse, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Ein langfristiger Lösungsansatz bestehe darin, die hohe Abhängigkeit des Domes von den schwankenden Besucherzahlen zu verringern. Der Wegfall der Einnahmen könne etwa durch Vermietung und Verpachtung kompensiert werden. 2019 lag der Etat des Domes bei 6,1 Millionen Euro. Pro Jahr werden etwa 800.000 Besucher gezählt. Erwachsene zahlen außerhalb von Gottesdiensten und Veranstaltungen sieben Euro Eintritt.
Einstellungsstopp und Kurzarbeit
Da mit Beginn der Corona-Krise die Touristen ausblieben und der Dom geschlossen blieb, seien umgehend alle verzichtbaren Sachkosten reduziert worden, sagte Schulte am Hülse. So sei etwa der externe Sicherheitsdienst, der für die Betreuung der Besucher zuständig ist, auf ein Minimum reduziert worden. Frei gewordene Personalstellen wurden nicht neu besetzt.
"Einigen Mitarbeitern, deren Arbeit krisenbedingt entfallen ist, haben wir vorübergehend Kurzarbeit angeboten, oder sie arbeiten in anderen Bereichen", erläuterte Schulte am Hülse. Der Dom hatte Ende Juli insgesamt 46 Mitarbeiter.
Die Lage sei "alles andere als rosig". Allerdings gebe es eine großartige Spendenbereitschaft: "Das hilft uns sehr." Auch die Finanzierung der laufenden Sanierung der Hohenzollerngruft für 17,5 Millionen Euro sei gesichert, sagte Schulte am Hülse. Die Domgemeinde trägt davon zehn Prozent, der Rest kommt von Bund und Land. Bei der sanierungsbedürftigen Fassade des Berliner Domes zählten die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die dahinter stehenden privaten Spender zu den wichtigsten Partnern des Domes.
Ein Vorbild für Kirchengemeinden?
Trotz der Unterstützung Dritter müsse die Domgemeinde aber auf die geänderte Einnahmesituation reagieren. Das gelte ebenso für viele andere Kirchengemeinden, die vor großen Herausforderungen stünden: "In absehbarer Zeit fallen die Kirchensteuereinnahmen der geburtenstarken Jahrgänge weg. Möglicherweise wird es dann die gleichen Reformdiskussionen in vielen Kirchengemeinden geben, die wir angesichts der Corona-Krise heute schon am Berliner Dom führen."
Die Zukunft vieler Kirchengemeinden werde "stark davon geprägt sein, den Wandel hin zu einer stärker kapitalgedeckten Finanzierung zu bewältigen", sagte Schulte am Hülse, der auch Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarkrecht ist.