Neue Schweizergardisten legen Dienstgelöbnis ab

Ein Eid in vier Sprachen

Im Vatikan haben am Sonntag 38 Schweizergardisten ihr Dienstgelöbnis abgelegt. Wegen der Corona-Pandemie fand die feierliche Zeremonie im Innenhof des Apostolischen Palasts im engsten Rahmen statt.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
Schweizergarde / © Cristian Gennari (KNA)
Schweizergarde / © Cristian Gennari ( KNA )

Auch eine Delegation des Schweizer Bundesrates und der Kantone fehlte in diesem Jahr. Papst Franziskus lobte seine Wachmannschaft in einem spontanen Gruß beim Mittagsgebet als "tüchtige Jungs". Die derzeit 113 Mann zählende Traditionstruppe, die für die Sicherheit im Vatikan und für den Personenschutz des Papstes verantwortlich ist, steht durch die Corona-Krise vor besonderen Herausforderungen.

Wegen des Lockdown im Frühjahr musste die Vereidigung von ihrem gewöhnlichen Termin am 6. Mai auf den Herbst verlegt werden. Auch jetzt unterlag die Feier gewissen Auflagen. So durften nur die Eltern und Geschwister der Rekruten an dem Gelöbnis teilnehmen.

Respekt, Treue und Gehorsam

Am Morgen feierten die Schweizergardisten eine Messe im Petersdom mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Als Vertreter von Papst Franziskus wohnte Erzbischof Edgar Pena Parra, Substitut im vatikanischen Staatssekretariat, der Zeremonie am Nachmittag bei. 22 der neuen Gardisten leisteten den Eid in deutscher Sprache, zwölf entsprechend ihrer Herkunft auf Französisch, drei auf Italienisch und einer auf Rätoromanisch. Dabei schworen die Rekruten, dem amtierenden Papst und seinen rechtmäßigen Nachfolgern treu zu dienen und, "wenn es erheischt sein sollte, für ihren Schutz selbst mein Leben hinzugeben".

Gardekommandant Christoph Graf erinnerte in seiner Ansprache an Respekt, Treue und Gehorsam als wesentliche Tugenden für den Gardedienst. Das heutige soziale Umfeld mache es nicht immer einfach, der Forderung nach Achtung und Nächstenliebe nachzukommen. "Provokationen von Extremisten führen leider dazu, dass viele Mitmenschen heutzutage wegen des Glaubens, der Hautfarbe, der politischen oder sexuellen Orientierung verfolgt und sogar umgebracht werden", so Graf.

Audienz in der Sala Clementina

Der Kommandant dankte auch den Eltern und Geschwistern der Rekruten, dass sie die Entscheidung ihres Sohnes und Bruders unterstützten. "Stehen Sie ihm weiterhin bei und beten Sie für ihn." Am Freitag hatte Papst Franziskus die neuen Schweizergardisten empfangen und sie zu einem Dienst "im Geist der Brüderlichkeit" gemahnt.

Bei der Audienz in der Sala Clementina des Apostolischen Palasts dankte er seiner Truppe nicht nur für die Erfüllung der Wach- und Schutzaufgaben, sondern auch für die Art, wie sie ihren Dienst ausübten. Dabei verwies er auf ein Wort der Ordensfrau Mutter Teresa von Kalkutta, "dass wir am Ende des Lebens nicht danach gerichtet werden, wie viel wir getan haben, sondern wie viel Liebe wir hineingesteckt haben".

Warnung vor einer "geistlichen Plünderung"

Mit Bezug auf die historische Bewährungsprobe der Schweizer Söldner am 6. Mai 1527 beim "Sacco di Roma", der Plünderung Roms durch deutsche Landsknechte, warnte der Papst die jungen Männer vor einer "geistlichen Plünderung". Im heutigen gesellschaftlichen Umfeld seien "viele junge Menschen in Gefahr, sich ihre Seele rauben zu lassen, wenn sie Vorstellungen und Lebensweisen folgen, die nur materielle Wünsche und Bedürfnisse befriedigen".

Franziskus riet den Gardisten, den gut zweijährigen Aufenthalt in Rom als "einzigartige Erfahrung" zu nutzen. Die Stadt sei "reich an Geschichte, Kultur und Glauben", sagte er. "Nehmt daher die Möglichkeiten wahr, die sich euch auftun, und lasst euch kulturell, sprachlich und geistlich bereichern."

 

Quelle:
KNA
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